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Balance-Training und das Spielen auf sachgemäß gereinigten Hallenböden beugen Sprunggelenksverstauchungen vor.

Foto: APA/EPA/Georgios Kefalas

So ein Hallenwart trägt ganz schön viel Verantwortung. Unter anderem gehört es zu seinen Aufgaben, die Reinigung der Sporthalle zu überwachen. Das hört sich zwar unspektakulär an, aber: Werden die Böden nicht regelmäßig oder unsachgemäß gepflegt, erhöht sich die Verletzungsgefahr für die Sportler. Ein Beispiel: Basket- oder Volleyballspieler können durch Fehlauftritte nach Sprüngen zu Sturz kommen und sich das Sprunggelenk verstauchen. Sogar das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) warnt: Sei der Boden zu rutschig oder zu stumpf, werde er zum Risikofaktor - Ausrutschen und Stolpern seien die Folge. "Geeignete Reinigungs- und Pflegemittel sowie normgerechtes Reinigen der Oberfläche garantieren bestmögliche Haft- und Gleitreibungseigenschaften", heißt es dort.

Ein Viertel aller Sportverletzungen

"Verletzungen am Sprunggelenk sind vor allem bei Hobbysportlern häufig und machen insgesamt ein Viertel aller Sportverletzungen aus", weiß Helmut Klampfer, Oberarzt an der Salzburger Universitätsklinik für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie. Am häufigsten betroffen sind Bergsteiger, gefolgt von Fußballern, Basketball- und Volleyballspielern. Riskant sind im Grunde alle Ballsportarten mit Gegnerkontakt beziehungsweise jene, bei denen man aus einer gewissen Höhe auf den Boden aufkommt.

Gelenkpartner verschieben sich

Das Unglück passiert häufig dann, wenn Sportler nach einem Sprung in die Höhe beim Wiederaufkommen auf den Boden nach außen knicken. Das falsche Auftreten und die damit einhergehende Fehlbelastung führen zur Verschiebung der Gelenkpartner, konkret des Sprungbeins und des Schien- und Wadenbeins. Die Verletzung wird nach Schweregrad klassifiziert, von der einfachen Verstauchung über eine Kapselzerrung bis hin zum Kapselriss.

Schmerzen, Schwellung, Bluterguss

Leichte Verstauchungen klingen nach drei bis vier Stunden wieder ab, ein Arztbesuch ist in diesem Fall nicht nötig. "In der Regel führen Symptome wie ein starker Schmerz, eine Blutergussbildung und eine Schwellung den Patienten zum Arzt" so Klampfer. Der Mediziner kann beurteilen, ob es sich um eine Verstauchung, eine Kapselverletzung oder gar um einen Bänderriss handelt.

Kompression und Kühlung

Bei der Erstbehandlung ist vor allem wichtig, Schwellung und Bluterguss einzudämmen. Das bewirken Kompressionsverbände sowie das Kühlen mit Eis oder kaltem Topfen. "Es hilft außerdem die Gelenke zu schonen und die Beine hoch zu lagern, damit Rück- und Abfluss der Flüssigkeit beschleunigt werden und die Schwellung zurückgeht", rät Klampfer.

Bänderriss wird mit Schiene oder OP behandelt

Sollte sich herausstellen, dass es sich doch um einen Riss der Sprunggelenksbänder handelt, ist eine intensivere Behandlung notwendig. Ein- und Zweibandverletzungen können konservativ mit Spezialschienen therapiert werden: Das gerissene Band wächst zusammen und vernarbt, die Stabilität ist wieder gewährleistet. "Spitzensportler können mit einer Schiene nicht wirklich etwas anfangen, bei ihnen werden eher Tapeverbände eingesetzt, weil diese mehr Stabilität geben", erklärt Klampfer. Einziger Nachteil: Der Aufwand ist größer, weil der Verband alle zwei bis drei Tage gewechselt werden muss. Eine Dreibandverletzung wird in den meisten Fällen operiert, indem die gerissenen Bänder wieder zusammengenäht wird.

Balance-Training

Natürlich liegt die Verantwortung nicht alleine in den Händen des Hallenwartes. Man kann sich auch selbst gegen Sprunggelenksverstauchungen wappnen, zum Beispiel durch prophylaktisches Propriozeptoren-Training auf Balancebrettern oder Schaumstoffmatten. "Das Training auf instabilen Ebenen hilft, im Ernstfall automatisch die richtigen Muskeln zu beanspruchen", erklärt Klampfer. Propriozeptoren sind für die Wahrnehmung von Stellung und Bewegung des Körpers im Raum verantwortlich. Sie leiten Informationen über Muskelspannung, Muskellänge, Gelenkstellung und Bewegung zum Gehirn. Wenn dieses "Feintuning" im Gehirn funktioniert, sinkt die Verletzungsgefahr. "Es gibt gute Modelle von schwedischen Handballerinnen und bayerischen Fußballerinnen, bei denen die Verletzungsgefahr in Knie und Sprunggelenk durch gesteigertes Training massiv zurückgegangen ist", berichtet der Mediziner.

Mit offenen Augen durch die Halle

Auch Tapeverbände an den Gelenken sorgen für Stabilität und beugen damit Verletzungen vor. "Aber nicht alle Profis mögen das, gerade bei Fußballern ist die Feinabstimmung am Fuß dann sehr eingeschränkt", sagt Klampfer. Zu guter Letzt gilt es, sich ganz einfach mit offenen Augen durch die Halle zu bewegen, um sich selbst zu schützen. "Bemerken Sportler, dass die Bodeneigenschaften nicht optimal sind, sollten sie unbedingt den Hallenwart darauf aufmerksam machen", rät das KfV. (derStandard.at, 13.06.2011)