Bild nicht mehr verfügbar.

Mit verlockenden Jobangeboten sind Internetbetrüger per Mail auf der Suche nach "Mulis", die ihnen bei der Geldwäsche helfen.

Foto: APA

Das Mail mit dem Betreff "Job - Payment Agent" klingt vielversprechend. 2000 Euro plus Bonus im Monat für acht Stunden Arbeit pro Woche, bequem von zu Hause aus zu erledigen. Spezielle Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt, lediglich den Anweisungen des Brötchengebers ist zu folgen. Verantwortungsbewusstsein und ein hohes ethisches Niveau dürfen nicht fehlen. Garniert wird das in - fast - fehlerfreiem Englisch verfasste Angebot mit dem freundlichen Hinweis: "This is easy job, but your help is very important for us and our clients."

Geldwäsche

Gleich vorweg: Das einzig ehrliche an derartigen Offerten, die derzeit wieder einmal die elektronischen Postfächer fluten, ist, dass damit wirklich jemand geholfen wird. Und zwar Cyberkriminellen, die zuvor mit der sogenannten Phishingmethode von Online-Bankkonten oder mithilfe gestohlener Kreditkartendaten ergaunertes Geld auf diesem Weg schnell "sauber waschen" wollen.

"Hände weg von solchen Geschäften", warnt Leopold Löschl, Leiter des Büros für Computer- und Netzwerkkriminalität im Bundeskriminalamt. Denn wer sich als "Muli" (Fachjargon für Geldwäscheboten) vor den Karren der Betrüger spannen lässt, macht sich nicht nur strafbar, sondern kann für Schadenersatz herangezogen werden.

"An Hintermänner ranzukommen so gut wie chancenlos"

Um ihre Spuren zu verwischen, brauchen die Gauner eine Zwischenstation für das Geld. Wer sein Interesse an solchen Traumjobangeboten bekundet, bekommt daher schnell die Aufforderung, eine Kontonummer bekanntzugeben. Schließlich will der "Arbeitgeber" ja wissen, wohin er seinem "Mitarbeiter" sein reichliches Zubrot überweisen soll. Das Muli soll dann das Geld "schnellstmöglich" abheben und - nach Abzug seines Anteils - per Western Union oder Moneygram ins Ausland versenden. Zur Abholung ist dafür meist nur die Nennung einer Transfernummer nötig. Oder der Abholer legt einen gefälschten Ausweis vor. "An die Hintermänner ranzukommen ist so gut wie chancenlos", bedauert BKA-Mann Löschl.

Nachverfolgen lässt sich hingegen, wohin das von gehackten Bankkonten abgezweigte Geld überwiesen wurde. Und die Banken setzen alles daran, das Geld wiederzubekommen - in diesem Fall vom naiven Maultier.

Gefälschte Webshops

Insel der Seligen ist Österreich in Sachen Cyberkriminalität zwar auch keine. Erst vor knapp zwei Wochen sorgte eine deutsch-österreichische Bande mit gefälschten Webshops und einer Schadenssumme von 20 Millionen Euro für Schlagzeilen. Anfang Jänner entwendeten Hacker in österreichischen Computersystemen 500.000 Emissionszertifikate im Wert von rund sieben Mio. Euro und transferierten sie über Italien und Schweden nach Liechtenstein.

"Doch im Vergleich mit anderen Staaten stehen wir recht gut da, da unsere Bürger in Sachen Internet und Gefahren besser informiert sind als anderswo", meint Löschl. Dank Aufklärung der Medien und Aktionen wie Safer Internet wüssten die Menschen hierzulande sich besser zu schützen. Dass aber kein Grund zur Gelassenheit angesagt ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Allein in den ersten drei Monaten wurden heuer 56 Hacking-Fälle gemeldet. Im Vorjahr waren es insgesamt 142. (Karin Tzschentke/ DER STANDARD Printausgabe, 31. Mai 2011)