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Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann hat keine Frauen als Regisseurinnen und Autorinnen im Programm.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Anlässlich des 100. Internationalen Frauentages in diesem Jahr hat SPÖ-Kultursprecherin und SPÖ-Frauenvorsitzende in Oberösterreich Sonja Ablinger einen Blick darauf geworfen, wie viele Frauen als Leiterinnen, Autorinnen oder Regisseurinnen an deutschsprachigen Theatern tätig sind.

Fazit: Die Theater werden fast ausschließlich von Männern bespielt - Autorinnen und Regisseurinnen lässt man(n) auf deutschsprachigen Bühnen nur selten Erfolge feiern. Ablinger wies am Dienstag in einer Aussendung weiters darauf hin, dass es eine höhere Anzahl von Autorinnen und Regisseurinnen am Schauspielhaus Zürich oder Köln gebe, die beide von Frauen geleitet werden. "An der Qualifikation liegt es jedenfalls nicht, denn das Geschlechterverhältnis bei den Absolvierenden des Reinhardt Seminars ist beispielsweise ausgeglichen", so Ablinger.

Hundertprozentige Männerquote

Besonders auffällig sei, dass das "Flaggschiff" der österreichischen Theaterszene, das Burgtheater, bei sieben Premieren im Haupthaus sowohl in der Saison 2010/11 als auch 2011/12 keine einzige Autorin und keine einzige Regisseurin aufweise, kritisierte Ablinger. "Eine hundertprozentige Männerquote entspricht meiner Auffassung nach auch nicht dem kulturpolitischen Auftrag der Bundestheater. Als 'innovativ' und 'pluralistisch', wie im Bundestheaterorganisationsgesetz gefordert, kann ein Theaterprogramm nur bedingt bezeichnet werden, wenn es Frauen gänzlich von Regie und Autorenschaft ausschließt".

Auch bei den 13 Stücken im Repertoire finden sich lediglich eine Autorin und eine Regisseurin. Bei dem genannten Schauspielhaus Zürich unter der Leitung von Barbara Frey sind im Gegenzug bei 13 Premieren der Saison 2011/12 eine Autorin und fünf Regisseurinnen zu finden. Im Schauspielhaus Köln wiederum, das von Karin Beier geleitet wird, führen bei sieben Premieren 2010/11 drei Frauen Regie und sind zwei Autorinnen vertreten.

Ausnahme Schauspielhaus Wien

Insgesamt aber ergebe die Analyse der österreichischen - und auch deutschen Theater - eine zumeist einseitige Auswahl und damit Männerbevorzugung, was Regie und Stückauswahl betrifft, führte die SPÖ-Kultursprecherin weiter aus. "Einzig wirklich erfreuliche und auffällige österreichische Ausnahme ist das Schauspielhaus Wien: Bei 18 Premieren inszenieren sieben Regisseurinnen neun Stücke. In der Regel aber erhalten Frauen als Regisseurinnen oder Autorinnen selten eine Chance auf den großen Bühnen. Leiterinnen bzw. Direktorinnen muss frau wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Besonders begrüßenswert ist vor diesem Hintergrund die Ernennung der Berliner Theaterdirektorin Shermin Langhoff zur Intendantin der Wiener Festwochen", so Ablinger.

Es gibt jedoch auch andere einzelne Lichtblicke: Bei acht Premieren 2011/12 am Wiener Volkstheater scheinen immerhin drei Regisseurinnen, eine Autorin und die deutsche Fassung einer Frau auf. Das deutsche Maxim Gorki Theater in Berlin wiederum verzeichnet drei Autorinnen und fünf Regisseurinnen bei 17 Premieren 2010/11. Das Volkstheater München hat 18 Stücke im Repertoire, wobei bei sieben Stücken Frauen Regie führen. In den österreichischen Bundesländern ist die Situation großteils trist: Am Landestheater Linz und am Landestheater Salzburg scheinen im Haupthaus keine Frauen auf. In Innsbruck, Bregenz und St. Pölten sind jeweils nur einzelne Frauen zu finden.

Eine große Ausnahme stellt das Schauspielhaus Graz dar, wo wiederum zwei Frauen neben zwei Männern als Intendantinnen fungieren. Dort werden in der Saison 2010/11 zehn Stücke im Bereich Schauspiel aufgeführt, dabei scheinen fünf Regisseurinnen und eine Autorin auf. Im Klagenfurt wiederum führen bei zwei von sechs Stücken Frauen Regie.

"Bei allem Respekt und Wertschätzung für die zu Recht vielbeachtete Leistung in Österreichs Bühnenhäusern und auf den Brettern, die uns die Welt bedeuten, - ein fast struktureller Frauenausschluss bei Regie und Autorenschaft auf den großen Bühnen gereicht den Theatern nicht zu Ehre. Ich hege aber die Hoffnung, dass die Spielpläne im 102. Jahr des Frauentages der Tatsache Rechnung tragen, dass Qualität keine männliche Kategorie ist", so Ablinger abschließend. (red)