Wien - Die Familienrichter sind mit den neuen Zeitplänen der Regierung für Reformen im Familienbereich alles andere als zufrieden: Doris Täubel-Weinreich, Vorsitzende der Fachgruppe Außerstreit- und Familienrecht in der Richtervereinigung, drängt auf Reformen etwa bei der Obsorge und im Besuchsrecht, verknüpft mit mehr Personal.

"Entsetzt" ist sie darüber, dass für das Kinder- und Jugendhilfegesetz des Bundes mittlerweile erst der Herbst 2012 im Zeitplan vorgesehen ist. Ein Sprecher von Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) hatte betont, dass es sich nicht um eine "Verschiebung" handle, es sei lediglich eine Deadline gesetzt worden - das heiße nicht, dass es nicht schon früher zu einer Reform kommen könne.

Reform "dringend notwendig"

Eine Reform im Bereich der Obsorge wäre "dringend notwendig", sagt Täubel-Weinreich. Ein "Hinausschieben" der Reform gehe wohl zulasten der Kinder, die von Scheidung betroffen sind, sagt Täubel-Weinreich. Denn: Maßnahmen wie die Familiengerichtshilfe, die im Alltag der Richter sehr nützlich wäre, "werden auf die lange Bank geschoben".

Dem Bereich der Kinder- und Jugendwohlfahrt werde generell "viel zu wenig Bedeutung" geschenkt, kritisierte die Richterin. (APA)