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Mietnomaden werden von Hausverwaltern als großes Problem wahrgenommen, die üblichen Kautionen von drei bis sechs Monatsmieten sollen aber ohnehin schon einen gewissen Schutz davor bieten.

Foto: APA/dpa/Wiethoff

In eine Mietwohnung einziehen, monatelang keine Miete zahlen und schnell wieder ausziehen, bevor der Vermieter ein Räumungsurteil in der Hand hat - so genannte "Mietnomaden" machen Vermietern oft das Leben schwer. Eine große Wiener Hausverwaltung, die Rustler-Gruppe, will diesen Schwerenötern nun den Kampf ansagen: Sie hat in der vergangenen Woche damit begonnen, an ihre "braven" Mieter eine Art "Zeugnis" zu verschicken, in dem etwa bestätigt wird, dass der Mieter stets pünktlich die Miete gezahlt hat und auch sonst "nix ang'stellt hat im Haus", wie Geschäftsführer Martin Troger im Gespräch mit derStandard.at die Kriterien kurz umreißt.

"Die 'Guten' belohnen - eine unösterreichische Lösung"

Wer sich in der Vergangenheit nicht ganz nach dem Wunsch der Hausverwalter von Rustler verhalten hatte, bekam ein solches Schreiben - rund tausend wurden bereits verschickt - selbstverständlich nicht. Troger konnte am Mittwoch keine genauen Angaben über das zahlenmäßige Verhältnis der "guten" zu den "bösen" Mietern machen, sprach aber von einem "niedrigen Prozentsatz" jener, an die kein solches "Mieterzeugnis" versendet wurde. Generell wolle man mit der Aktion jedenfalls "nicht die 'Schlechten' bestrafen, sondern die 'Guten' belohnen - eine sehr unösterreichische Lösung", wie der Immobilien-Manager lakonisch meint.

Vorbild Kanada

Der Rustler-Manager betont, dass die Aktion für die Mieter mit keinerlei Kosten verbunden sei. Verschickt werden sollen die Bestätigungen von nun an alle zwei Jahre - denn die Mieter würden sie ja im Regelfall schon bei der Suche nach der nächsten Wohnung benötigen, und nicht erst beim Auszug aus der alten. Als Vorbild für die Offensive nennt Troger Kanada, wo es bereits "gang und gäbe" sei, solche Bescheinigungen bei der Unterzeichnung eines neuen Mietvertrages mitzubringen.

Troger wünscht sich, dass sich die das "Mieterzeugnis" als Standard in Österreich etabliert und verweist darauf, dass sich dadurch für die Mieter ja auch Vorteile ziehen ließen, etwa nur zwei statt drei Monatsmieten an Kaution für die neue Wohnung.

Datenschutz-Bedenken

Abgesehen davon, dass Kritiker der Aktion betonen, der Sinn einer Kaution sei eben genau der Schutz des Vermieters vor "Mietnomaden", ist man in der Branche mit dem Vorpreschen von Rustler alles andere als glücklich. Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Immobilientreuhänder (ÖVI), hält die Sache grundsätzlich zwar für ein "taugliches Instrument", allerdings wäre es - auch aus Datenschutzgründen - "besser, wenn das auch mit Verbraucher- und Konsumentenschützern akkordiert wird". Das Thema sei grundsätzlich nicht neu, sondern kursiere "immer wieder" in der Branche, denn es sei eben auch der Job eines Hausverwalters, die Eigentümer der von ihm verwalteten Häuser vor Mietnomaden zu schützen.

Mietnomaden würden auch "professionelle Vermieter eher scheuen", also eher bei Vermietern mit weniger Erfahrung buchstäblich unterkommen, meint Holzapfel. Und das Problem sei in Deutschland viel größer als in Österreich.

Mindestens zwei von Tausend sind "Mietnomaden"

Wie groß, das weiß Jürgen Ruprechter. Der Geschäftsführer der Onlinehausverwaltung & Immobilientreuhand GmbH berichtet im Gespräch mit derStandard.at, dass etwa drei bis vier Prozent der Mieter ihre Miete anstatt am Monatsersten erst nach dem 5. eines Monats überweisen würden. Zu tatsächlichen Mietausfällen kommt es bei der Onlinehausverwaltung dann in einem von 500 Fällen - also etwa zwei Promille aller Mieter. Bei anderen Hausverwaltungen bzw. Hausbesitzern mögen die Zahlen erheblich höher sein, so Ruprechter, bei der Onlinehausverwaltung sehe man sich nämlich die künftigen Mieter "sehr genau an".

Grundsätzlich sei das Problem der Mietnomaden "mit Sicherheit etwas, wo man Überlegungen anstellen muss", sagt er. Das Wort an sich klinge allerdings so, "als ob da immer in böser Absicht gehandelt werde. Es steckt aber nicht immer Vorsatz dahinter", betont er. "Manche Mieter schätzen ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu positiv ein, manche sind auch in der Verfolgung ihrer Pläne einfach zu spontan."

Kostenfrage

Von den Überlegungen dieser "Mieter-Zeugnisse" weiß er, sein Unternehmen sei aber nicht darin involviert.

Auch ÖRAG-Geschäftsführer Thomas Lang gefällt die Idee "gut", er führt aber genauso wie ÖVI-Mann Holzapfel Datenschutz-Bedenken ins Treffen. Mietnomaden seien ein "massives Problem für einzelne Hausbesitzer", ob man es der Rustler-Gruppe gleichtun werde, müsse man sich aber "erst anschauen". Neben dem Datenschutz hat Lang auch Bedenken, was die Möglichkeiten der Weiterverrechnung der Kosten an die Hausbesitzer betrifft. (Martin Putschögl, derStandard.at)