Wien/Innsbruck - In der Türkei drohe Mehmet F., die sich Sara nennt (Namen der Redaktion bekannt), der Tod, warnt Jo Schedlbauer vom Verein TransX. Denn die Familie habe auf den - laut seinen Dokumenten - Mann, der sich als Frau sieht, Mörder angesetzt: Menschen, die zwischen den Geschlechtern stehen, würden in der Türkei vielfach immer noch als "Schande" betrachtet.

Daher auch die Flucht der Transgenderfrau 2009 nach Österreich - und weil sie in der Türkei mehrfach angegriffen und verprügelt worden sei. "Ihr Körper ist von Narben übersät, ein Auge ist nach Prügeln blind", schildert Schedlbauer, die F. am Sonntag im Polizeianhaltezentrum Wien Hernals besucht hat.

Dass die Transgenderfrau dort einsitzt und am 15. Juni per Abschiebeflieger nach Istanbul zurückgebracht werden soll, ist laut Judith Ruderstaller vom Verein Asyl in Not "ein Skandal". Denn als Angehörige einer verfolgten sozialen Gruppe stehe Transgenderpersonen eindeutig internationaler Schutz zu.

F.s Asylantrag jedoch wurde vom Bundesasylamt Innsbruck abgelehnt. Dann sei die Frist für die Berufung ungenutzt verstrichen und ein Wiedereinsetzungsgesuch abschlägig beschieden worden, schildert Ruderstaller. In Innsbruck wurde die Transgenderfrau vom dortigen Verein Menschenrechte vertreten.

F. fuhr nach Wien. Am 29. Mai wurde sie dort inhaftiert. Jetzt sitzt sie in einer Männerzelle. Der Verein TransX und Asyl in Not fordern ihre Freilassung. Beim Verein Menschenrechte und bei der Wiener Polizei war bis Redaktionsschluss niemand zu erreichen. (Irene Brickner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.6.2011)