Warschau - Der Übertritt der bisherigen Chefin der konservativen Partei "Polen ist am wichtigsten" (PJN), Joanna Kluzik-Rostkowska, in die rechtsliberale Regierungspartei Bürgerplattform (PO) könnte die politische Bombe am Parteitag der Liberalen am kommenden Samstag sein. Das berichtet die "Polska The Times" am Montag. Demnach soll Kluzik-Rostkowska bereits Anfang vergangener Woche ein konkretes Übertrittsangebot bekommen haben.

Beim PJN-Kongress am vergangenen Samstag wurde Pawel Kowal zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Kluzik-Rostkowska hatte auf ihre Kandidatur verzichtet, nachdem am Freitag die Parlamentsfraktion der PJN ihre bisherige Politik kritisiert hatte. Diese war von Kritik an der Politik des Chefs der rechtskonservativen Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit), Jaroslaw Kaczynski, gekennzeichnet. Die Wahl Kowals zum neuen Parteichef wird von Beobachtern als Versuch der Annäherung zwischen PJN und PiS betrachtet.

"Heute fahre ich in einen kurzen Urlaub. Mal sehen, was dann passieren wird", erklärte die ehemalige PJN-Chefin am Samstag gegenüber der Journalisten. Sie versicherte, dass sie über einen "Plan B" verfüge, wollte jedoch keine Details über ihre politische Zukunft und ihre Pläne für die Parlamentswahl im Herbst bekanntgeben.

Kluzik-Rostkowska leitete im Sommer den Präsidentschafts-Wahlkampf des PiS-Kandidaten Jaroslaw Kaczynski. Sie drängte den Ex-Premierminister zu einer versöhnlichen, konstruktiven Rhetorik. Kaczynskis Ergebnis von 47 Prozent in der Stichwahl wurde von Experten zwar als beachtlich bewertet, dennoch setzte der Parteivorsitzende in der Folge wieder auf den konservativen Flügel seiner Partei und kehrte zu seinem Konfrontationskurs gegen Premierminister Donald Tusk zurück.

Nachdem Kluzik-Rostkowska Kaczynski dies öffentlich kritisierte, wurde sie aus der PiS ausgeschlossen. Sie gründete daraufhin im Dezember mit anderen PiS-Abtrünnigen die neue politische Partei "Polen ist am wichtigsten". (APA)