Wien - Natürlich könnte ein Kulturschaffender auch große und langatmig-g'scheitelnde Essays absondern. Aber Lukas Resetarits genügt ein Satz: "Es gilt doch nur, Zusagen einzuhalten." Aber damit haben Politiker oft Probleme - nicht nur im 20. Bezirk.

Politische Verbalgroßartigkeit und triste Wirklichkeit

Doch hier am Wallensteinplatz, meint Wolfgang Gratzl, lasse sich die Diskrepanz zwischen politischer Verbalgroßartigkeit und trister Wirklichkeit derzeit besonders schön darstellen. Oder erleben. "1999 haben sich Stadt- und Bezirkspolitiker hier feiern lassen und sich selbst Lorbeerkränze verliehen - und das war es dann. Seither ist nichts mehr geschehen", ärgert sich der Chef des Theater- und Kabarettlokales "Vindobona".

Kleinholz

Gratzl weiß aber selbst, dass das nicht stimmt. Immerhin wurde nach den politischen Ankündigungen, aus dem versifften Wallensteinplatz mit satten EU-Subventionen eine elegante Piazza samt unterirdischer Kulturhalle zu zaubern, Kleinholz gemacht: Ein halbes Wiener-Linien-Fahrerwartehäuschen ("ich glaube, das Pissoir dahinter steht noch", so Gratzl), Bäume und Buschwerk wurden geplättet und die Löcher mit Schotter gefüllt. "Seit letztem Sommer tut sich aber gar nichts mehr."

Das Volk geht auf die Straße

Und weil das weder den Wünschen von Anrainern, Gastronomen und Unternehmern der Region noch den vollmundigen Versprechungen der Politik entspricht, geht das Volk am Freitag auf die Straße. Genauer: Auf den so nicht piazzahaften Wallensteinplatz, um mit Straßentheater und Kabarett (Balaton Combo, Florian Scheuba und Günther Mokesch) daran zu erinnern, was der Platz können könnte, wenn das Wort der Politik weiter hallte als bis zur nächsten Straßenecke.

Investoren

"Man kann das auch so sehen wie die Anrainer", gibt Brigittenaus Bezirksvorsteher Karl Lacina (SPÖ) zu. Nur allzu gerne sähe er den Wallensteinplatz als Dach einer Kulturstätte - doch "leider" fehle es an Investoren, die bereit wären, jene Summen, die man im Rahmen der EU-Ziel-2-Förderung "abholen" könnte, zu verdoppeln. Bis 2006 stehen rund um den Augarten insgesamt fast 20 Mio. EU-Euro zur Verfügung. Voraussetzung: Investoren, die die gleiche Summe noch mal hinlegen.

Aber, so Lacina, die Gestaltung der Platzoberfläche gehe im Juni weiter. Zügig. Denn, so der Bezirksvorsteher, "das läuft planmäßig". Und damit wäre dann auch Lukas Resetarits' Forderung erfüllt. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 21.5.2003)