Am günstigsten erreicht man Burma über Bangkok, von hier fliegt Air Asia zweimal täglich nach Yangon. Wer beide Flüge separat bucht, zahlt bis zu 200 Euro weniger. Von Anfang Juni bis Ende September ist Regenzeit, Hochsaison ist von November bis Februar, wenn es nicht so heiß ist. Lonely Planet Myanmar nennt Hotels, die nicht dem Regime gehören. Achtung: In Burma gibt es keine Bankomaten, Kreditkarten werden nicht akzeptiert - das gesamte Reisebudget muss in bar mitgenommen werden. Österreicher brauchen ein Visum, das sie bei der Botschaft in Berlin beantragen müssen, Wartezeit etwa zwei Wochen.

Grafik: DER STANDARD

Die Sonne sengt, die Mönche dösen, die Dorfbewohner schwitzen. 500.000 Dollar haben sie gesammelt, um Holz und Steine für den Bau ihres neuen Klosters zu kaufen, nun fügen sie alles in der Mittagshitze zusammen. Um sich unerfreuliche Wiedergeburten zu ersparen, baut der Burmese Klöster und Tempel, solange er noch Mensch ist. Je höher die Kosten, desto näher rückt das Nirwana.

500.000 Dollar, dafür müsste eine Familie hier 600 Jahre arbeiten. 500 Wasserbüffel könnte sie davon kaufen oder Wasserleitungen bauen und ein Spital für das dreijährige Kind im Nachbardorf, das nicht gehen kann und noch nie ein Wort gesprochen hat. Doch kranke Kinder sterben sowieso, sagen die Dorfbewohner. Klöster dagegen stehen für die Ewigkeit.

Das namenlose Dorf der Klosterbauer liegt in den Bergen im Westen Burmas, dem Stiefkind Südostasiens. Das Land sieht oft noch aus wie Vietnam oder Thailand nur noch auf Fotos: Ochsenkarren, Bambushäuser und Bauern mit spitzen Hüten. Die Männer tragen Röcke, die Frauen bunte Tücher, Handys gibt es kaum und Bankomaten gar nicht. Authentisch nennen das Touristen, rückständig und arm sagen Entwicklungshelfer. Nur Tempel gibt es im Überfluss.

In Bagan, im Zentrum des Landes, stampften die Bamar-Könige vor 1000 Jahren auf 67 Quadratkilometern mehr als 4000 aus dem Boden, geformt wie Pyramiden und bis zu 60 Meter hoch. Weil alle anderen Häuser der Bamar-Städte aus Holz waren, die Tempel aber aus Stein, ragen heute nur noch sie aus der endlosen Ebene.

Pferdekarren führen Touristen zu den prächtigsten Bauten: dem Amanda Pahto mit seinen 1000 Jahre alten, zehn Meter hohen Teakholzbuddhas oder dem Sulamani, dessen Wände vollgemalt sind mit bunten Kriegern, Heiligen und weißen Elefanten. Sportlichere können mit Fahrrädern das riesige Areal und die einsameren Tempel selbst erkunden.

Wer spät am Nachmittag weit hinaus radelt in die Ebene und den Pyathada erklimmt, kann von seiner fußballfeldgroßen Terrasse die Sonne über den Tempeln sinken sehen - ein Bild, so kitischig und bizarr wie eine verschollene Szene aus dem Krieg der Sterne.

Obwohl Bagan schon tausend Jahre alt ist, ist es keine tote Touristenattraktion. Die Menschen kommen immer noch zum Beten, und Mönche streiten erbittert mit Archäologen, ob sie die Tempel mit neuem Gold und Neonröhren schmücken dürfen. Für Burmas Buddhisten verströmt alles schlechtes Karma, was alt ist - ein Albtraum für die Wissenschaft.

Ständig erneuert wird auch das religiöse Zentrum des Landes: die Schwedagon- Pagode in Yangoon, der größten Stadt und alten Hauptstadt. Einst mauerte ein König hier drei Haare Buddhas in einen kleinen goldenen Stupa ein, jeder Herrscher, der ihm folgte, fügte ein wenig Gold hinzu. Heute ragt die Stupa fast 110 über Yangon. Auf ihr soll mehr Gold liegen als im Tresor der Bank of England.

Rundherum entstand über die Jahre eine kleine Stadt aus Tempeln und Pagoden. Überall wuseln Gläubige, den ganzen Tag umkreisen sie im Uhrzeigersinn den riesigen Goldkegel in der Mitte. Sobald es dämmert, zünden sie tausende Kerzen an. Mönche in weinroten oder orangen Tüchern lungern im Schatten der zahllosen Buddhas und sprechen alle an, die keine Asiaten sind.

Fast jeder männliche Burmese, der etwas auf sich hält, schert sich einmal im Leben die Haare und verbringt einige Monate als Mönch - meist bevor er 21 wird und heiratet. Die Kinder werden im Sommer ebenfalls statt ins Feriencamp ins Kloster geschickt. Dort lernen sie als Novizen Buddhas Regeln, und wie man frühmorgens in den Dörfern Reis schnorrt. Mönche arbeiten nicht, sie werden von der Dorfgemeinschaft durchgefüttert.

Die Klöster sind aber nicht nur Parasiten, sondern auch Horte des Widerstands. Viele der abertausenden Mönche Burmas waren Ärzte, Anwälte oder Regierungsbeamte, bevor 1962 das Militär putsche und die Macht übernahm. Wer die neuen brutalen Herrscher ablehnte, fand und findet in den Klöstern Unterschlupf.

2007 waren es die Mönche, die den erfolglosen Aufstand gegen das Regime anführten. Wochenlang demonstrierten sie in Yangon gegen Benzinpreiserhöhungen und für mehr Freiheit. Normalerweise gelten sie als unangreifbar, nach zu viel Aufruhr wurden aber auch einige von ihnen von den Soldaten erschossen oder totgeprügelt.

Seit einigen Monaten ist Burma nun offiziell eine Demokratie - bis das aber mehr ist als ein Wort, wird es mindestens zehn Jahre dauern, sagen manche Bewohner. Die anderen sagen gar nichts, weil sie sich nicht trauen, über Politik zu reden.

Wer das Land bereist, der sollte mit dem Rucksack kommen, wenn er nicht möchte, dass der Großteil seines Urlaubsgeldes in den Taschen der staatlichen Mörder landet. Viele der großen Hotels und Reisebüros gehören der Regierung, an organisierten Touren verdienen fast nur die Machthaber.

Zwar können auch Individualtouristen nicht komplett vermeiden, das Regime zu sponsern - etwa durch zehn Dollar Eintritt in Bagan oder fünf für die Schwedagon - der Großteil der Ausgaben geht aber an die Bevölkerung, wenn Urlauber nur etwas aufpassen.

Die Bergvölker im Westen jedenfalls freuen sich über jeden Besucher. Hier gibt es keine Attraktionen, nur Hügel voller Tee und Dschungel, auf denen hin und wieder goldene Stupas in der Sonne glänzen. Und vielleicht, eines Tages, wenn etwas Geld übrig ist, kommen Spitäler und Wasserleitungen dazu. (Tobias Müller/DER STANDARD/Rondo/17.06.2011)