In Frankreich stimmte das Parlament am Dienstag gegen die Ehe für gleichgeschlechtlich Liebende.

Foto: H. Corn

Paris - In Frankreich bleibt die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare weiterhin untersagt. Das Parlament in Paris lehnte am Dienstagabend einen Gesetzentwurf der oppositionellen SozialistInnen ab, der Ehen von gleichgeschlechtlichen Paaren möglich machen sollte. Die Initiative scheiterte mit 293 zu 222 Stimmen.

Vorwiegend Abgeordnete der konservativen Regierungsmehrheit wiesen den Vorstoß in der Nationalversammlung zurück. Frankreich solle sich "weder nach dem Wind richten noch Modeerscheinungen beugen", sagte Michel Diefenbacher vom Regierungsbündnis UMP (Union für eine Volksbewegung). Die Ehe dürfe nicht angetastet werden, weil sie "dem Schutz der Schwächsten, vor allem der Frau" diene. Sein Parteifreund Christian Vanneste sprach von einer "anthropologischen Absurdität". Schließlich müsse die Gesellschaft "ihr Überleben sichern".

Allerdings gab es auch im Lager der Konservativen Abgeordnete, die den Entwurf unterstützten. Unter ihnen war der ehemalige Umweltminister Jean-Louis Borloo. Auch die Ministerin für Solidarität, Roselyne Bachelot stimmte für die Einführung der Homo-Ehe.

Vorgezogene Wahlversprechen

Patrick Bloche von den Sozialisten hatte im Vorfeld der Abstimmung für den Gesetzentwurf geworben: Auch "sehr katholisch geprägte" Staaten in der Europäischen Union seien durch die Homosexuellen-Ehe "nicht in ihren Grundfesten erschüttert" worden, sagte er. Der Sprecher der sozialistischen Fraktion, Bruno Le Roux, kündigte an, bei einem Wahlsieg im kommenden Jahr werde die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe "eine der ersten Reformen" der Sozialisten sein.

Der Grüne Noel Mamere kritisierte das Votum und sprach von einer "Abkopplung" der Nationalversammlung vom französischen Volk. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sofres vom Jänner zufolge billigen 58 Prozent der französischen BürgerInnen Eheschließungen von Schwulen und Lesben. In Frankreich gibt es - ähnlich wie in Österreich - bisher die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften mit behördlicher Eintragung, aber mit geringeren Rechten als bei einer Eheschließung.

Die Homosexuellen-Vereinigung SOS Homophobie reagierte "entrüstet und empört" auf die Entscheidung des französischen Parlaments. Das Votum zeige, dass in Frankreich Lesben und Schwule immer noch als "Unterbürger/Innen" angesehen würden. Sie hätten zwar die gleichen Pflichten wie andere BürgerInnen, aber nicht die gleichen Rechte. Der Verband alleinerziehender Eltern (ADFH) betonte, zahlreiche Abgeordnete seien zwar privat für die Homosexuellen-Ehe, hätten sich aber ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl dem "Diktat" ihrer Partei gebeugt. (APA)