Protestaktion im Wiener Museumsquartier

Foto: Klaus Pichler
Foto: Klaus Pichler
Foto: Klaus Pichler
Foto: Klaus Pichler

Wien - Die Stiftung Leopold benötigt Bargeld, um den Restitutionsvergleich im Fall "Bildnis Wally" finanzieren zu können: Mittwochabend wurde bei Sotheby's in London "Häuser mit bunter Wäsche" zu einem Rekordpreis für Egon Schiele versteigert. Gleichzeitig, so gegen 19.45 Uhr, fand im Wiener Museumsquartier eine nicht angemeldete Protestaktion der Israelitischen Kultusgemeinde statt: Drei Sandwichmen wiesen mit ihren Plakaten darauf hin, dass sich die Stiftung Leopold weigert, Kunstwerke an die einstigen Eigentümer zurückzugeben, obwohl sie von der so genannten Michalek-Kommission als "restitutionswürdig" angesehen werden. Diese Kommission wurde von Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) ins Leben gerufen. Die Stiftung kommt den Empfehlungen aber nicht nach, weil es per Gesetz nicht zur Restitution verpflichtet ist (wie die Bundesmuseen).l

"Do not sell - restitute!" stand auf einem Plakat, "True lies" auf einem anderen. Und auf einem Flyer fordert die Israelitische Kultusgemeinde: "Restituieren! Nicht verkaufen! Das Leopold Museum muss Nazi-Raubkunst zurückgeben." Die Demonstration dauerte keine Viertelstunde: Das Leopold Museum rief die Polizei. Und diese löste die Versammlung nach einer Vernehmung auf. Durch Zufall war u.a. gerade ein ORF-Kamerateam im Museumsquartier, das die Aktion filmte.

Die IKG sah sich zu der Aktion veranlasst, weil die Stiftung Leopold u.a. auch das Schiele-Gemälde "Häuser am Meer" nicht restituieren will, das bis 1938 der Unternehmerin Jenny Steiner gehört hatte. Die Stiftung bot lediglich den drei Erbengruppen je fünf Millionen Dollar an, insgesamt also 15 Millionen Dollar. Diese Summe entspräche 60 Prozent des Schätzpreises.

"Häuser am Meer" ist dem nun bei Sotheby's versteigerten Bild "Häuser mit bunter Wäsche" nicht unähnlich. Die IKG kann nicht nachvollziehen, warum sich die Stiftung von dem einen Gemälde sehr wohl trennen kann - und vom anderen nicht. Sie forderte ein Jahrzehnt lang die Naturalrestitution. Um neue Verhandlungen zu ermöglichen, sind die Erbengruppen seit kurzem mit einer Ablöse einverstanden. Allerdings müsse der Preis fair sein.

Für Martin Maxl, den Anwalt von zwei der drei Erbengruppen, bildet nun das Auktionsergebnis für "Häuser mit bunter Wäsche" die neue Verhandlungsbasis. Der Käufer des Bildes hat laut Sotheby's 24,68 Millionen Pfund zu bezahlen. Das sind umgerechnet rund 40 Millionen Dollar - und damit weit mehr als die 25 Millionen Dollar, auf die "Häuser am Meer" geschätzt worden war. (Thomas Trenkler für derStandard.at, 22.6.2011)