Josef Hoffmanns Tischuhr erzielte rund 40.000 Euro.

Foto: Im Kinsky

Die im Auktionssaal des Palais Kinsky gereichten Erfrischungsgetränke waren Dienstagabend dieser Woche genauso lauwarm wie der Auftakt der Versteigerung. Und eine Geduldsprobe: für das Publikum und wohl auch für die Kinsky-Experten, die nicht allzu viel Einsatz an den Telefonleitungen zu leisten hatten. Man kennt das, je weniger zu tun, desto gähn. Mehr als eine Stunde kämpfte man sich wacker durch das Lebenswerk Otto Paulicks, eines deutschen Rechtsanwalts, dem gerüchteweise die Gläubiger obstinat im Nacken sitzen. Bis 2009 zierten die knapp 200 Zeichnungen und Grafiken das KubinKabinett in Leogang, nun sollten sie, zusammengefasst zu 75 Positionen, neue Besitzer finden.

Einen Teil sicherte sich der Handel, anderes ergatterten Saal- und vereinzelt auch Telefonbieter zu Preisen zwischen 500 und 6600 Euro. Die Freude ob der vermeintlichen Kubin-Schnäppchen währte nur kurz. Sämtliche Meistbote wurden addiert (143.800 Euro) und das gesamte Ensemble nochmals ausgerufen. "160.000 Euro!", bellte ein bis zu diesem Zeitpunkt unauffälliger Zaungast, zog als Sieger vom Feld und hinterließ - trotz mündlicher Ankündigung dieser Vorgehensweise - ein teilweise verblüfftes Publikum. Dem laut Eigendefinition "passionierten Zeichnungssammler" aus Oberösterreich schlägt sich der stattlichen Zuwachs mit brutto 185.000 Euro zu Buche.

Posthumes Gefeilsche

In weiterer Folge blieben fünfstellige Zuschläge in der Sektion Klassische Moderne eine Minderheit, darunter für Norbertine Bresslern-Roths Werbung (brutto 31.980) oder Alexej Jawlenskys Stillleben mit Katze (75.000). Die Überraschung des Abends bescherte eine 185 cm hohe Terrakotta-Frau von Viktor Hammer, die eindeutig über ein gefälligeres Aussehen verfügt als die jüngst im Dorotheum versteigerte Trachtenmaid Ludmilla Gaiswinkler. Entgegen der angesetzten Taxe (10.000/20.000) reizte die Stehende ihre Verehrer bis zu 56.600 Euro, Künstlerrekord, immerhin.

Auch bei Kunst des Jugendstils (22. 6.) blieb das Interesse verhalten, wanderte Josef Hoffmanns Wiener-Werkstätte-Tischuhr ehrenhalber für 39. 930 Euro in die USA aus. Sechsstelliges blieb im Zuge der 85. Kunstauktion im Kinsky die Ausnahme. Diese magische Grenze erklommen zum Saisonabschluss exakt zwei Kunstwerke: Alfons Waldes Sommer in Tirol (159.900), der ebenso in eine Privatsammlung wechselte wie Fritz Wotrubas Bronze Große Liegende (183.260). Anderes scheiterte an den viel zu hoch angesetzten Limits, bei Wotruba etwa posthume Abgüsse (40. 000-80.000) oder auch Nitschs Kreuzwegstation (36.000-60.000), die wie 36 andere Kunstwerke noch Nachverhandlungen fordern. Die vorläufige Zischenbilanz beläuft sich auf etwa 2,4 Millionen Euro und blieb damit deutlich hinter den erhofften 3,1 bis 5,6 Millionen. (kron / DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)