Vor wenigen Wochen wurden die Frauen des SC Röthis Cupsiegerinnen. Trotz ihrer Erfolge wurden sie von den Vorstandsmännern aus dem Ortsverein verabschiedet.

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Röthis - Sie holten sich den Meistertitel und den Pokalsieg - und gleichzeitig den Rauswurf aus ihrem Verein. Die Frauen des SC Röthis sind zwar erfolgreich, aber für die Funktionäre ihres Ortsvereins entbehrlich. Die Frauenmannschaft käme zu teuer, betreibe keine Nachwuchsarbeit und integriere sich zu wenig in den Verein, argumentiert Obmann Andreas Nachbauer den Rauswurf. "Die Mannschaft besteht nur noch aus ortsfremden Frauen", sagt er.

Dieses Argument zieht bei Brigitte Kohler nicht. Die Vertreterin der Frauenklassen im Landesverband VFV weiß: "Kampfmannschaften kann man selten aus dem eigenen Dorf besetzen, das ist auch bei den Männern so."

Hannah Lina Metzler, Verteidigerin bei der siegreichen Mannschaft, sieht in den Aussagen des Vorstands Ausflüchte: "Die Funktionäre wollten einfach keine Frauenmannschaft. Wir waren dort nur geduldet." Hätte der Vorstand Nachwuchs gewollt, dann hätte er aktive Nachwuchsarbeit betreiben müssen. Über den Vorwurf der mangelnden Integrationswilligkeit kann die angehende Kindergartenpädagogin nur den Kopf schütteln. "Wir haben gearbeitet wie die Männer auch. Aber in Wirklichkeit versteht man unter Integration die Konsumation im verrauchten Klublokal. Da haben wir nicht mitgemacht" - und sich dafür den Zickenvorwurf eingehandelt.

Nachbauer hätte die Frauen bei Vereinsveranstaltungen gerne fleißiger gesehen: "Wenn die ihren Haushalt so führen, wie sie bei uns gearbeitet haben, dann gute Nacht." Dass ihm Spielerinnen Frauenfeindlichkeit vorwerfen, versteht er nicht: "Da wäre ich wohl nicht verheiratet, oder? "

Es fehlt die Akzeptanz

Die Begründung der Röthner, die Frauenmannschaft sei zu teuer, stimme sie sehr traurig, sagt VFV-Frau Brigitte Kohler. Sie beschreibe den geringen Stellenwert, den Frauenfußball bei vielen Vereinen in Vorarlberg noch habe. Die Geringschätzung zeige Auswirkungen auf die Nachwuchsarbeit: "Wir haben viele sehr begabte Mädchen in der Schülerliga und in Bubenmannschaften. Ab 15 dürfen sie dort aber nicht mehr mitspielen. Sie sind zum Aufhören verdammt, weil sie keinen Verein finden."

Die Röthner Entscheidung ist für den Vorarlberger Frauenfußball, der aus 20 Mannschaften besteht, "ganz, ganz schlecht", sagt Kohler. Nicht nur, weil man sich kurz vor Beginn der Frauen-WM in Deutschland befinde: "Verglichen mit dem, was in Deutschland abgeht, sind wir, was die Akzeptanz betrifft, noch sehr hintennach." Kohler: "Frauen-Fußball braucht mehr Unterstützung. Er funktioniert nur dort, wo Vereinsfunktionäre voll und ganz dahinterstehen."

Sorgen um Fußballerinnen

Die Frauen des SC Röthis sind nun in die Nachbargemeinde abgewandert, spielen ab Sommer für den RW Rankweil. Dort hat Frauenfußball Tradition. 1991, bei der ersten Meisterschaft in Vorarlberg, siegten die Rankweilerinnen.

Für die hinausgekickten Kickerinnen stellt sich nun die Frage nach dem Klassenerhalt. Der Landesverband wird darüber abstimmen müssen, ob die Mannschaft trotz Namens- und Vereinswechsels "dort weitermachen kann, wo sie aufgehört hat, nämlich in der Vorarlberg Liga", sagt Brigitte Kohler.

Sorgen um die talentierten Fußballfrauen macht sich auch Grünen-Politiker Harald Walser. Selbst erfahrener Fußballfunktionär, appelliert der Abgeordnete zum Nationalrat an den ÖFB. Denn es sei fraglich, ob die Cupsiegerinnen mit dem neuen Verein am ÖFB-Cup teilnehmen können. Walser: "Sportlich ist das für die jungen Frauen eine mittlere Katastrophe, da sie um den verdienten Lohn ihrer sportlichen Leistung gebracht werden. Zu fordern ist vom ÖFB jedenfalls, in diesem Fall im Sinne der Sportlerinnen zu entscheiden."(Jutta Berger, DER STANDARD, Printausgabe 25./26.6.2011)