Hannes Etzlstorfer, Peter Nömaier, Inge Scholz-Strasser (Hrsg.): "Freud wörtlich". € 19,90 / 176 Seiten, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2011

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Von zeitloser Schönheit ist der Aphorismus: "Mit der nötigen Frechheit und Gewissenlosigkeit ist es nicht schwer, ein großes Vermögen zu erwerben." Grosso modo könnte dieser despektierliche Satz einer aktuellen, konkreten Gesellschaftskritik zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstammen. In veritas stammt er vom Gründervater der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856-1939).

Hannes Etzlstorfer und Peter Nömaier haben, unterstützt von der Direktorin des Wiener Sigmund-Freud-Museums (das soeben 40-jähriges Jubiläum feierte), Inge Scholz-Strasser, den immensen Schatz der Schriften - Briefwechsel, wissenschaftliche Abhandlungen, Thesenpapiere und Notizen zu Vorträgen - intensivst durchforstet und die einprägsamsten Bonmots und Aphorismen in der Zitatensammlung Freud wörtlich publiziert. Das Spektrum der Analysen und Polemiken reicht von Kultur, Politik, Religion bis hin zu persönlichen, transzendentalen Themen wie Eros, Sex, Traum und Illusion.

Die Publikation dekuvriert, abseits seiner bekannten Meriten als Mediziner und Psychiater, die schriftstellerische Qualität als Wortschöpfer und Sprachkünstler. Sigmund Freud war zweifelsohne eine der herausragendsten Persönlichkeiten des Wiener Fin de Siècle; darüber hinaus einer der großen Intellektuellen Österreichs. Phänomenal und zeitlos. (Gregor Auenhammer / DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)