Warschau - Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, hat sich für eine Verschärfung des Abtreibungsrechts ausgesprochen. Er verstehe nicht, dass Abtreibungen nach Vergewaltigungen oder nach der Diagnose einer Behinderung beim Fötus erlaubt seien, sagte Michalik am Wochenende der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI, wie Kathpress am Sonntag berichtete. Hier müsse das Gesetz "verbessert" werden.

Die Familienkommission der Bischofskonferenz unterstützt eine Volksinitiative für ein totales Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Ein Bürgerkomitee hatte im April rund eine halbe Million Unterschriften für ein solches Gesetz dem Parlament übergeben. Michalik begrüßte diese Initiative ebenfalls. Allerdings schloss er sich einem Appell an das Parlament, die Volksinitiative umzusetzen, nicht an.

Ziel der Volksinitiative ist ein künftiges Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen auch bei schweren Missbildungen des Fötus, nach einer Vergewaltigung und bei Gefahren für Gesundheit oder Leben der Mutter. Die Zahl der Abtreibungen lag in Polen nach offiziellen Statistiken zuletzt bei etwa 500 im Jahr. In fast allen Fällen lag demnach eine schwere Missbildung des Fötus vor.

An der Unterschriftensammlung für das totale Verbot beteiligten sich auch katholische Laienorganisationen. Die Volksinitiative hat den Status einer Massenpetition. Einen nationalen Volksentscheid können Bürger in Polen nicht herbeiführen. (APA)