Wien - Wenn Janina Kreuter mit ihren Schülern einen Ausflug plant, wird das ab dem nächsten Schuljahr um einiges schwieriger werden. Kreuter ist Lehrerin an der Hans-Radl-Schule in der Währinger Straße im 18. Bezirk, in der Kinder und Jugendliche mit körperlichen Behinderungen unterrichtet werden. Ein eigens adaptierter Bus, den die Stadt bisher für Museumsbesuche oder Ausflüge zur Verfügung gestellt hatte, ist alt und klapprig geworden und wurde nun aus Kostengründen ersatzlos gestrichen.

Straßenbahn als Hürde

"Ausflüge, die für andere Kinder selbstverständlich sind, werden für uns zu einem nahezu unlösbaren Problem", sagt Kreuter. Die Schule ist zwar durch die Straßenbahnlinien 9, 40 und 41 gut an Öffis angebunden, "aber wenn man mit ein paar Kindern im Rollstuhl die Straßenbahn nehmen will, kann es schon bis zu einer Dreiviertelstunde dauern, bis eine Niederflur-Bim kommt", schildert die Lehrerin. Auch dann liege es im Ermessen der Straßenbahnfahrer, wie viele Rollstuhlfahrer er mitnehmen kann. "Wenn zum Beispiel bereits drei Kinderwägen in der Bim sind, müssen wir weiter warten."

Den Bus habe man sich zwar mit zwei anderen Schulen geteilt, was langfristige Planungen und Reservierungen notwendig gemacht habe, aber die Kinder und Jugendlichen seien an Orte gekommen, die sie aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigungen sonst nicht erreicht hätten. Kreuter: "Viele Ausbildungsstätten befinden sich im Umland, und so konnten unsere Jugendlichen mehrere Einrichtungen besuchen und eine passende für sich wählen."

Oxonitsch sponsert 800 Euro für Anmietung

Die Regelung mit dem Bus stamme noch aus der Nachkriegszeit, wo es keinen Fahrtendienst in die Schule und wieder nach Hause gegeben habe, sagt Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch auf Nachfrage. "Es gab nur noch diesen einen Bus, und ich kann gegenüber anderen Integrationsklassen, in denen ebenfalls Kinder mit körperlichen Behinderungen unterrichtet werden, nicht argumentieren, dass ich jetzt für die drei Schulen eine eigenen Bus anschaffe." Oxonitsch stellt ab Herbst jedenfalls für alle 155 betroffenen Klassen jeweils 800 Euro für die Anmietung von Bussen zur Verfügung.

"Spezialbusse sind teuer", gibt Kreuter zu bedenken, es werde sich zeigen, wie viele Ausflüge möglich sein werden. Eines stehe jedenfalls fest: "Einen Bus zu mieten können sich die meisten Eltern nicht leisten, weil sie die Betreuung der Kinder bereits an die finanziellen Grenzen bringt." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD; Printausgabe, 30.6.2011)