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Griechenlands Premier Giorgos Papandreou

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Grafik: DER STANDARD

Wien/Berlin - Die deutschen Banken sind an Bord und werden sich am nächsten Rettungspaket für Griechenland beteiligen. Was in Finanzkreisen bereits seit Tagen gemunkelt wurde, bestätigten der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Donnerstag in Berlin.

Allerdings ist von der angekündigten Risikoteilung zwischen öffentlichen Haushalten und Privatbanken nach Ansicht von Beobachtern wenig übriggeblieben.

Griechenland braucht ein neues Rettungspaket, das die EU-Finanzminister bei einem Treffen am Sonntag auf Schiene bringen wollen. Die Privatbanken sollen sich daran beteiligen, indem sie Athen mehr Zeit für die Rückzahlung von Krediten geben. Nach Angaben von Schäuble werden sich die deutschen Geldhäuser mit 3,2 Milliarden Euro am Athen-Paket beteiligen. 1,2 Milliarden davon kommen allerdings aus den Bad Banks der Hypo Real Estate und der WestLB. In diese Bad Banks wurden im Zuge der Krise giftige Papiere ausgelagert, für sie haftet der Staat.

Detailfragen

Noch sind nicht alle Details ausgearbeitet. Ackermann sagte, Grundlage für die Einigung in Berlin sei das französische Modell, mit ein paar "Modifikationen". Auch bei diesem Modell tragen die Staaten einen Großteil der Risiken. Der zu Wochenbeginn von Präsident Nicolas Sarkozy vorgestellte Plan sieht zwei Varianten vor, die Banken können wählen. In Variante eins verlängern Banken die Laufzeit ihrer Hellas-Kredite zu einem moderaten Zinssatz (5,5 Prozent) um fünf Jahre und erhalten dafür keine Garantien.

Variante zwei lässt sich mit einem Beispiel am leichtesten darstellen. Griechenland schuldet einer Bank 100 Euro. Am Ende der Kreditlaufzeit würden Banken das Geld annehmen, Athen aber sofort wieder einen Kredit in Höhe von 70 Euro gewähren. Die Laufzeit dieses Darlehens: 30 Jahre.

49 Euro würde Griechenland behalten. 21 Euro kämen in eine Zweckgesellschaft. Diese Gesellschaft würde mit dem Geld Anleihen kaufen, wahrscheinlich vom europäischen Rettungsschirm EFSF, und zwar auch mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Die Idee ist, dass nach 30 Jahren aus den 21 Euro 70 werden. Dieses Geld stünde Kreditinstituten zu, sie wären also selbst gegen einen Totalausfall Griechenlands gesichert. Für den EFSF haften die Staaten.

Heikler Punkt

Heikel ist dieser Punkt, weil Griechenland seinen Gläubigern 340 Milliarden Euro schuldet und die meisten Analysten bezweifeln, dass Athen an einer Umschuldung vorbeikommt. In Regierungskreisen in Wien fragt man sich zudem, wieso Athen den Banken für neue Kredite vergleichsweise hohe Zinsen (zwischen fünf und acht Prozent) zahlen soll, wo sie doch kein Risiko mehr haben.

Im Finanzministerium in Wien will man sich zum Pariser Vorschlag erst Sonntag äußern. Fest steht, dass mit jeder neuen Kredittranche, die Athen von den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds erhält, die Risiken sich von den Banken hin zu den Staaten verlagern. Dieser Trend würde auch bei der Beteiligung der Banken anhalten, weil den Großteil des neuen Athen-Kredits jedenfalls die Staaten stemmen dürften. (szi, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2011)