Wien - Die Homepage der SPÖ ist in der Nacht auf Freitag von Hackern gekapert worden. Darauf machte ein Anrufer die APA aufmerksam. Statt der Startseite der "Sozialdemokratischen Partei Österreichs" war ein Logo des losen Aktivstenkollektivs Anonymous zu sehen. Über die Hintergründe der Attacke auf die SPÖ war vorerst nichts bekannt. Auch die Homepage der FPÖ war nicht erreichbar.

Ein anonymer Anrufer sagte der APA, man wolle auf diese Weise "Regierungen und Banken" angreifen. In einem Twitter-Account von Anonymous hieß es, die FPÖ sei wegen "ihres offensichtlichen Rassismus" attackiert worden. Regierungen und Banken wüssten gar nicht, was auf sie zukomme, hatte Anonymous schon vor Tagen getwittert.

SPÖ überlegt rechtliche Schritte

Die SPÖ behält sich nach dem Angriff auf ihre Homepage rechtliche Schritte vor. Das erklärte Kommunikationschef Oliver Wagner Freitagfrüh auf Anfrage der APA. Dass Anonymous gerade die SPÖ angegriffen, hat findet man bei den Sozialdemokraten seltsam, habe sich doch diese Bewegung dem Kampf gegen das Großkapital verschrieben und da fühle man sich eigentlich nicht angesprochen.

Die Seite der SPÖ war Freitagfrüh noch immer offline. Bei dem Angriff in der Nacht waren auch Facebook-Passwörter auf der Seite aufgelistet worden. Ob es sich um die echten oder gefakte gehandelt hat, war vorerst noch unklar. Mittlerweile wieder am Netz ist die Website der FPÖ, die ebenfalls Opfer eines Anonymous-Angriffs geworden war.

Verfassungsschützer ermitteln 

Nach den Hacker-Angriffen haben am Freitag die polizeilichen Ermittlungen begonnen. Beteiligt waren das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und das Bundeskriminalamt. Die SPÖ-Seite war so stark beschädigt, dass teils eine Neuprogrammierung notwendig war. Die FPÖ betonte, ihr Sicherheitssystem sei nicht überwunden worden. ÖVP, Grüne und BZÖ dürften diesmal von Angriffen verschont geblieben sein.

Bei der SPÖ konnte man am Freitagvormittag noch nicht sagen, wann die Website wieder online gehen würde. Die Programmierung auf dem eigenen Server sei durch den Angriff beschädigt worden, es müssten Teile neu programmiert werden, so ein Sprecher. Auch Benutzerdaten wurden gekapert, diese dürften aber zumindest nicht ganz aktuell gewesen seien. Wie sensibel diese Daten seien, konnte der Sprecher nicht sagen.

Laut Innenministerium haben die Behörden bereits Kontakt mit den beiden betroffenen Parteien aufgenommen. Ob es sich bei den Hackern um Täter aus Österreich handle, konnte ein Sprecher noch nicht sagen. Glimpflicher dürfte die FPÖ davongekommen sein. Es sei zwar zu Versuchen gekommen, die Serverkapazitäten der FPÖ lahmzulegen, was zu zeitweiser Nicht-Abrufbarkeit der Seite geführt habe. Von einem Überwinden des Sicherheitssystems oder einem Hacken der Inhalte könne aber im Gegensatz zum SPÖ-Internetauftritt keine Rede sein, betonte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Die FPÖ werde dennoch Anzeigen gegen Unbekannt einbringen.Die Internet-Auftritte von ÖVP, Grünen und BZÖ wurden in der Nacht offensichtlich nicht angegriffen. Versuche habe es in der Vergangenheit aber immer wieder gegeben.

Anonymous hat sich laut Medienberichten bereits mit zahlreichen Regierungen, Unternehmen und Institutionen angelegt. Zu ihren Zielen zählte unter anderem die türkische Regierung, die ein Internetfiltersystem einführen will, oder die Herrscher in Ägypten, Libyen oder im Iran, die den Bürgern den freien Zugang zu Informationen versperrten.

Polizei-Website lahmgelegt

Die zwei derzeit wohl umtriebigsten Hacker-Gruppen der Welt haben vor kurzem angekündigt, gemeinsam gegen Regierungen und die Finanzwelt ins Feld ziehen. Nachdem sich Lulz Security und Anonymous verbrüdert hatten, rühmten sie sich vor wenigen Tagen im Kurznachrichten-Dienst Twitter, eine Polizei-Webseite in Großbritannien lahmgelegt zu haben. Die Behörde für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens (SOCA) www.soca.gov.uk war vorübergehend nicht zu erreichen.

Die Hacker-Gruppen hatten ihren Pakt über Twitter verkündet, nachdem sie sich zuvor mehrfach angefeindet hatten. Lulz Security (kurz LulzSec) galt eher als "Spaßguerilla" und war in den vergangenen Wochen mit Attacken auf den Unterhaltungskonzern Sony, den US-Senat und den US-Geheimdienst CIA bekannt geworden. Anonymous dagegen verfolgte von Anfang an politische Ziele und hat sich als Unterstützer der Enthüllungsplattform Wikileaks einen Namen gemacht.

Schwerer Kampf

Polizei und Geheimdienste verstärken derzeit weltweit ihren Kampf gegen die schwer zu fassenden Hacker. Neben politisch motivierten Gruppen tummeln sich auch allerhand Kriminelle im Netz. So drangen Unbekannte unlängst in die Computersysteme des Rüstungsriesen Lockheed Martin und der Citibank ein. (APA)