Hochkaräter: Pieter Brueghels "Einblick in den Alltag eines Dorfanwalts" (li.)...

Foto: Sotheby's

und Adrian de Vries letzte Bronzestatue, die zu den Zugpferden der nächste Woche in London stattfindenden Auktionen gehören.

Foto: Christie's

Bei einer Routineschätzung, die wohl das Anwesen des Auftraggebers samt aller beweglichen Güter umfasste, machten Christie's-Mitarbeiter 2010 eine grandiose Entdeckung. Vermutlich musste der Experte zur genaueren Begutachtung die Hosen hochkrempeln, denn die 109 cm hohe Bronzestatue thronte mitten in einem Springbrunnen. Es gilt anzunehmen, dass er wahrscheinlich sogar nasses Beinkleid in Kauf genommen habe, entpuppte sich die mythologische Figur doch als ein Werk Adrian de Vries, konkret eine der letzten Arbeiten des manieristischen Bildhauers, der 1626 verstarb. Dem bisherigen Besitzer winkt am 7. Juli nun ein Vermögen in der Größenordnung von 5,7 bis neun Millionen Euro.

100 Millionen Euro und mehr

Es ist nur eines der Highlights, die zum Themenschwerpunkt Alte Meister an die Themse locken, und dabei nicht einmal das wertvollste. Gemessen an der unteren Taxe gilt George Stubbs 23-Millionen-Euro-Kaliber als Favorit im Rennen um den höchsten Zuschlag der Woche: Das im Rahmen des Evening Sales bei Christie's (5. Juli) angebotene Gemälde zeigt Gimcrack, eines der legendärsten Rennpferde Großbritanniens, und wechselt nun zum dritten Mal bei Christie's den Besitzer. Zuletzt hatten die Vorfahren der jetzigen Einbringer im Jahr 1951 12.600 Pfund dafür berappt. Das Schlusslicht der aktuellen Offerte verfügt wiederum über einen gewissen Bekanntheitsgrad, auch hierzulande: 355.000 Besuchern der Michelangelo-Ausstellung in der Albertina dürften diesen männlichen Rückenakt bereits bewundert haben. Die Erwartungen für die 1503/04 entstandene Kreidezeichnung (rückseitig Studien) zur Schlacht von Cascina beziffert das Expertenteam mit 3,4 bis 5,6 Millionen Euro. Insgesamt sollen die 63 greisen Granden aus dem Hause Christie's zumindest 55 wenn nicht mehr als 82 Millionen Euro zum Halbjahresfinale beitragen.

Anderntags versammelt Sotheby's am frühen Abend 73 Kandidaten, die sich mit einem unteren Schätzwert von etwa 34 Millionen Euro im Vorfeld in lokaltypischem Understatement üben wollen. Das erklärte Highlight dort, die 1760 von Francesco Guardi gepinselte prachtvolle Venedig-Vedute (16, 7-27,8 Mio. Euro), die ein Tourist acht Jahre später von seiner Grand Tour nach Britannien importierte. Museumskuratoren werden wohl eher auf zwei Jugendwerke Van Dycks spitzen, zwei Porträts, die der Rubens-Schüler noch in der Werkstatt des Meisters ausgeführt haben soll.

Bereits ab diesem Wochenende locken die etablierten Formate "Master Paintings Week" und "Master Drawings London" (bis 8. Juli), in deren Rahmen spezialisierte Kunsthändler mit Sonderpräsentationen aufwarten. Freunden österreichischer Barockmalerei sei hieraus etwa die aktuelle Präsentation bei Colnaghi in der Old Bond Street empfohlen, die bis Ende Juli eine Auswahl an Meisterwerken von Johann Georg Platzer und Franz Christoph Janneck im Angebot zeigen. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/Printausgabe, ALBUM, 2./3. Juli 2011)