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"Aufweis von Zusammenhängen": Direktor Hanno Loewy vor dem Portal des Jüdischen Museums in Hohenems, das seinen 20. Geburtstag feiert.

Foto: Grabher/APA

Hohenems - Schon bei seiner Eröffnung wurde dem Jüdischen Museum Hohenems nicht nur deswegen Aufmerksamkeit zuteil, weil es weniger auf ein historisches Zeitfenster fokussiert als viel mehr auf die generellen Fragen des Zusammenlebens von Minderheit und Mehrheit. Auch der Ausstellungsort fand Interesse, handelt es sich doch um die vorbildlich restaurierte Villa Heimann-Rosenthal. Heute, Samstag, feiert das Museum sein 20-jähriges, der zugehörige Förderverein sein 25-jähriges Bestehen.

Widmete sich das Museum in seinen ersten Jahren ganz dem Leben einer westeuropäischen landjüdischen Gemeinde von Weltbürgern, so stellt es sich heute als kollektives Gedächtnis der Diaspora dar. Auf 200 Quadratmetern verdichtet, führt der historische Pfad vom Dreißigjährigen Krieg bis in die Gegenwart, wo sich die Spuren der Familien nicht mehr am Ort selbst, sondern weit verstreut finden. In einem politischen und soziokulturellen Kontext schlägt das Museum auch eine Brücke über die Zäsur zwischen 1938 und 1945, in der die Kontinuität jüdischen Lebens und Wirkens ihr abruptes Ende fand.

Den Aufstieg zum Handelsörtchen verdankte Hohenems der Geschäftstüchtigkeit jüdischer Familien, die dank eines Schutzbriefs des Grafen Kaspar von Hohenems seit 1617 dort leben durften. Banken entstanden, die Textilindustrie brachte Arbeitsplätze hervor. Anders als in den meisten jüdischen Gemeinden Österreichs fand das Leben lange Zeit in einem öffentlichen Raum statt. Bis die meisten Hohenemser Juden im 19. Jahrhundert den Ort verließen, als Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben. Und die wenigen, die nach 1938 noch dort waren, sollten die folgenden Jahre nicht überleben.

In den dezent gestalteten Ausstellungsräumen des Museums wird diese jahrhundertealte Geschichte der Juden in Vorarlberg lebendig gemacht, anhand von drei sich überlagernden Erzählsträngen, welche die historischen Gegebenheiten, den jüdischen Jahreszyklus sowie das Schicksal der letzten Bewohnerin des Hauses, Klara Heimann-Rosenthal, thematisieren.

"Statt eine Geschichte zu erzählen, die nur notwendigerweise auf die Zerstörung des Lebenszusammenhangs in Hohenems hinausläuft, können wir von jüdischen Erfahrungen erzählen, die über Hohenems und auch über 1945 hinaus weisen", erklärt Museumsdirektor Hanno Loewy. (Andreas Feiertag, DER STANDARD/Printausgabe 2./3. Juli 2011)