Ein Muskelpaket in Rot: Das 1er-Coupé mit dem martialischen M im Namen deutet die Kraft nicht nur an.

Foto: Christian Fischer

Die Umsetzung erfolgt recht ungestüm. Zwei kleine Turbolader erzeugen: Druck.

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BMW

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Grafik: DER STANDARD

Erwachsene und ausgewachsene Männer bekommen ein Glänzen in den Augen. Und werden in ihrer Begeisterung durchaus infantil. Wenn sie schildern, wie es war, mit dem 1er M Coupé gefahren zu sein, nehmen sie Arme und Beine zu Hilfe. Und den Popsch. Der Popsch ist wichtig bei der Schilderung der Fahrerlebnisse. Weil man viel damit spürt. Und weil die Seitwärtsbewegung, die gefühlte und die tatsächliche, eigentlich nur mit dem Popsch anschaulich dargestellt werden kann. Es ist eine Bewegung aus der Hüfte.

In der Tat kann man sagen, dass der BMW 1er M recht spektakulär geht, ohne Übertreibung. Vorwärts sowieso, dann aber auch seitwärts. Noch nie sei ein BMW-Coupé so sportlich ausgelegt gewesen wie dieser 1er, frohlockt BMW, und die meisten Medien haben sich dieser Meinung jubilierend angeschlossen.

Der 1er M schöpft aus einem Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum immerhin 340 PS. Das ergibt ein Leistungsgewicht von 4,4 Kilo pro PS, das ist schon ein richtig guter Wert. BMW weist darauf hin, dass der 1er M mehr oder weniger direkt aus der Rennabteilung des Hauses kommt. Entsprechend nervös ist das Coupé, auch wenn sich unwissende Beifahrer eine Zeitlang durchaus in trügerischer Sicherheit wiegen können, wenn man den Wagen brav durch die Stadt streichelt.

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Gibt es freie Fahrt, schlägt erst einmal die Beschleunigung zu. 4,9 Sekunden von null auf hundert. Und auf dem Papier stehen 17,3 Sekunden von null auf zweihundert. Bei 250 km/h wird abgeregelt. Der Motor ist enorm drehfreudig und schiebt von unten ordentlich an, hält die Kraft und macht oben hinaus noch einmal richtig Dampf.

Im 1er M Coupé wird nicht an Schaltwippen gelupft, hier wird noch richtig per Hand geschaltet, durch sechs Gänge durch, knackig und mit einem sportlich kurzen Schalthebel.

Die Kollegen von der Auto Revue haben das vermutlich richtig erkannt: Als erstes wird das Glühlämpchen, das ein Eingreifen der Fahrstabilitätsregelung anzeigt, kaputt sein. Es arbeitet nämlich ständig. Ganz lässt sich die Traktionskontrolle gar nicht ausschalten. Das ist hilfreich, um ein massenhaftes Verschrotten von 1erCoupés hintanzuhalten. Das Auto ist zweifellos übermotorisiert, da ist Hilfe angebracht.

Am Lenkrad findet sich der böse M-Schalter, der den Wagen strafft und letzte Reserven mobilisiert. Aber auch hier wird auf Traktionskontrolle nicht gänzlich verzichtet. Im M-Mode wird lediglich die Eingreifschwelle der Fahrstabilitätsregelung heraufgesetzt. Fahrdynamisches Übersteuern, also der Drift, ist in diesem Zustand dennoch möglich.

Was schmerzt, sind Preis und Verbrauch. Ein Grundpreis von knapp über 60.000 Euro ist angesichts der Leistung und der Präzision zwar in Ordnung, für einen 1er-BMW aber dennoch ein kaum zu rechtfertigender Haufen Geld. Und ein Alltagsverbrauch um die 15 Liter muss auch erst argumentiert werden. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/01.07.2011)