RWA-Chef Stefan Mayerhofer: "Förderungen sind ein Anreiz - zumindest, um sich zu informieren."

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Grafik: RWA
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Kompliziert, teuer, aufwändig - wenn es um's Sanieren geht, ist die Meinung der Österreicherinnen und Österreicher recht eindeutig. Und doch werden alljährlich 40.000 Bestandsgebäude saniert, was einer Sanierungsrate von 1,2 Prozent entspricht. Um die Rate zu heben, hat die Regierung heuer - wie bereits berichtet - den so genannten "Sanierungsscheck" neu aufgelegt; thermische Sanierungen werden im Rahmen der Aktion, die von den Bausparkassen koordiniert wird, mit maximal 6.500 Euro gefördert.

Bedarf an einer Sanierung ihrer eigenen vier Wände sehen immerhin 63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, ergab nun eine Online-Umfrage von marketagent.com im Auftrag der Raiffeisen-Lagerhaus-Mutter RWA (Raiffeisen Ware Austria AG). An erster Stelle landeten dabei "undichte Fenster/Türen" mit 33,4 Prozent; 30,4 Prozent der Befragten sehen einen unzureichenden Dämmschutz bei ihrer Fassade, 25,3 Prozent finden ihr Dach unzureichend isoliert, 20,6 Prozent haben ein "altes Heizsystem mit hohem Verbrauch". 18,3 Prozent halten auch ihre Kellerdecke für schlecht isoliert.

Knapp die Hälfte hat auch vor, diese erkannten Missstände innerhalb der nächsten zehn Jahre zu ändern; jeder Zehnte sogar innerhalb des nächsten Jahres, hier werden die Sanierungsmaßnahmen also bereits konkret geplant.

Perspektive nötig

Auffallend ist dabei, dass die Befragten umso mehr Sanierungsbedarf sahen, je jünger sie waren. Weniger auffällig ist diese Tatsache, wenn man sie so wie marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl ausdrückt: "Mit steigendem Alter nimmt die Sanierungsbereitschaft ab." Die Altersgruppe zwischen 20 und 29, in der laut Umfrage der Sanierungswille am höchsten ist, hätte ihre eigenen vier Wände eben oft schon geerbt oder von den Eltern übernommen. Hier sei dann auch die nötige Perspektive da, weil man vorhat, in dem Eigenheim die nächsten 40, 50 Jahre zu bleiben - gute Voraussetzungen, um kräftig zu investieren, wenn es nötig ist.

Grundsätzlich ist sowieso das Geld dafür ausschlaggebend, ob jemand saniert oder nicht - zumindest zu einem großen Teil. Für 66,4 Prozent der Befragten spielt die "Verfügbarkeit der finanziellen Mittel" die Hauptrolle bei ihrer Entscheidung.

Eine so genannte "umfassende Sanierung", die im Rahmen der Sanierungsscheck-Aktion bevorzugt gefördert wird, summiert sich bei einem 70er-Jahre-Einfamilienhaus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche immerhin im Schnitt auf 43.500 Euro, erklärte RWA-Vorstandsdirektor Stefan Mayerhofer am Donnerstag (siehe Grafik). Weil 42 Prozent der Befragten einen finanziellen Rahmen von unter 25.000 Euro hätten, stelle dieser Betrag auch so etwas wie eine Schmerzgrenze dar. 13,1 Prozent haben gleich überhaupt keinen finanziellen Spielraum - schlechte Voraussetzungen für eine Sanierung, weil die Österreicherinnen und Österreicher gleichzeitig wenig kreditaffin sind: 60 Prozent wollen eine solche Investition hauptsächlich mit erspartem Geld finanzieren, nur 16,6 Prozent würden "eine Fremdfinanzierung anstreben".

Zwei Drittel der Gebäude vor 1981 errichtet

Der mit 100 Millionen Euro jährlich (bis 2014) dotierte Sanierungs-Fördertopf der Bundesregierung wurde per Ende Juni erst zur Hälfte ausgeschöpft, die Antragsfrist wurde deshalb bis 31. Dezember verlängert. Acht von zehn Einreichungen betreffen Ein- und Zweifamilienhäuser, der Rest Wohnungen im mehrgeschoßigen Wohnbau, so Mayerhofer.

In den rund 540 Lagerhaus-Baumärkten und -Baucentern werden künftig vermehrt Informationsveranstaltungen abgehalten, "um die Vorteile von Sanierungen noch bekannter zu machen", kündigte der RWA-Chef an. Das zweithäufigste Argument, warum an eine Sanierung nicht gedacht wird, sei nämlich schlicht jenes, dass eine solche nicht als notwendig erachtet wird. Dabei wurden von den 1,61 Mio. Gebäuden in Österreich aber rund zwei Drittel, nämlich 1,15 Mio., vor 1981 errichtet - überall dort bestehe also bereits wieder Sanierungsbedarf. "Wenn das Wissen um Potenziale von Sanierungsmaßnahmen in der Bevölkerung wächst, wächst auch die Sanierungsquote", zeigte sich Mayerhofer zuversichtlich.

Vier Milliarden Euro Sanierungsvolumen

Schließlich würden von einer steigenden Sanierungsrate natürlich auch die Raiffeisen Lagerhäuser profitieren. 2010 setzten sie in der Sparte Bauen und Sanieren 1,165 Milliarden Euro um, das waren 28 Prozent des Gesamtumsatzes, Tendenz leicht steigend. Das gesamte jährliche Sanierungsvolumen in Österreich wird auf etwas mehr als vier Milliarden Euro beziffert.

Mayerhofer sieht in den schon früher postulierten "All-Inclusive"-Angeboten der Lagerhäuser den Weg zum Erfolg: "Baumaterialien zu verkaufen reicht längst nicht mehr. Unser Ziel ist das flächendeckende Angebot von Sanierungs-Bausteinen für jedermann." Mit 1.500 Baustoffberatern und 120 Energieberatern in den Lagerhäusern könne man den Kunden ein "Rundum-Sorglos-Paket" anbieten. (Martin Putschögl, derStandard.at, 14.7.2011)