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Die Mantilla wird nicht nur als Zeichen der Trauer getragen.

Foto: dapd

Längst glaubte man, sie sei aus der Mode gekommen, nun feiert sie eine Renaissance. Otto Habsburgs Töchter tragen sie anlässlich der Trauerfeierlichkeiten. Camilla Mountbatten-Windsor, zweite Ehefrau des englischen Thronfolgers, trug sie 2009 bei der Papstaudienz. Und spätestens seit Lady Gaga sich im Video zu ihrem Song Alejandro damit zierte, ist die Mantilla - die spanische "kleine Decke" aus Spitze - auch in der Popkultur angekommen.

Vor allem seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreute sich die Kopfbedeckung, welche auch einen Teil des Gesichts und den Hals verhüllt, bei Damen der Oberschicht großer Beliebtheit. Je nach Dichte des Stoffes und der Ausführung kam sie im Haus oder in der Öffentlichkeit, im Alltag oder zu feierlichen Gelegenheiten zum Zuge. Damals konnte die schwarze Version sowohl zur Beerdigung als auch zu Taufe oder Hochzeit getragen werden. In einigen Gegenden Spaniens bot die Mantilla Rückschluss auf den Familienstand: Schwarz stand für verheiratet, Weiß für jungfräulich.

Die heutigen Gepflogenheiten sind nur wenig nuancierter. Stattet die spanische Königin Sophia dem Papst einen Besuch ab, hat sie als verheiratete katholische Monarchin die Wahl zwischen beidem. Weniger privilegiert sind Königinnen, Staatsoberhäupter und Präsidentinnen, die nicht katholisch sind: Sie haben eine schwarze Mantilla zu tragen. Empfängt eine protestantische Königin das Oberhaupt der katholischen Kirche bei sich zu Hause, gilt, was ihr beliebt. Der Gastgeber macht die Regeln. Diesem diplomatischen Fingerzeig widersetzte sich die evangelische Pfarrerstochter Angela Merkel - 2006 bereits im Amt als deutsche Bundeskanzlerin - mit ihrer unbedeckten Visite bei Papst Benedikt XVI. Offiziell wurde die päpstliche Kleiderordnung aber in den 80er-Jahren fakultativ.

Bereits in der Bibel findet die Verhüllung der Frau Erwähnung. So schreibt der Apostel Paulus an die Korinther, dass Frauen beim Gebet ihren "schönsten Schmuck" - ihr Haar - bedecken sollen. Neben der Katholischen Kirche ist das auch heute in Brüdergemeinden, bei russischen Baptisten, den Mennoniten oder den Amischen gang und gäbe. Frauen setzen damit ein Zeichen ihrer Weltabgewandtheit und ihrer Unterordnung. Der frühe christliche Schriftsteller Tertullian schreibt: "Denn du hast dich mit Christus vermählt, ihm hast du deinen Leib übergeben." Im Hebräischen bedeutet das Wort für Braut "die Verschleierte". (Isabel Bairamijamal, STANDARD-Printausgabe, 16./17.7.2011)