Wien - Die Poesie als weltverändernde, revolutionäre Kraft: Dieses Ziel verfolgen 37 poetische Vereinigungen, die in der Vorwoche auf dem 21. Poesiefestival im kolumbianischen Medellin das Manifest "World Poetry Movement" unterzeichnet haben. Aus Österreich mit von der Partie: Die Wiener Schule der Dichtung von Ide Hintze. "Es geht nicht um Bürokratie und Statuten, sondern um eine Bewegung", unterstreicht der Lyriker im APA-Gespräch.

Das neue "World Poetry Movement" soll die lokalen Festivals stärken und die Vernetzung fördern. Außerdem will man weltweit als Sprachrohr für Fragen der Veröffentlichung und Übersetzungen fungieren. Die Grundfrage, die man mit dem Manifest aufwerfen wolle, laute: "Was kann Sprache in der globalisierten Welt machten?" Dabei gelte der unumstößliche Grundsatz: "Die Multilingualität sehen wir als Reichtum, den es zu fördern geht", so Hintze. Die neue Plattform solle künftig ein koordiniertes Vorgehen ermöglichen.

Er persönlich hoffe auf die revolutionäre Fähigkeit der Lyrik, die sich gerade in Südamerika immer wieder erweise, wenn auf dem Festival in Medellin die Dichter in Stadien vor 3.000 Menschen sprächen, unterstrich der österreichische Poet. Viele andere Institutionen hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren, "aber die Poeten haben dort einen Status wie bei uns Popstars." So seien viele mit ihrer Kunst auch in der Stadtteilarbeit tätig.

Hierfür sei die Veranstaltung in Medellin ein Wegweiser. So gilt das 1991 vom Autorenkollektiv der Literaturzeitschrift "Prometeo" gegründete Festival mittlerweile als das bedeutendste Veranstaltung seiner Art weltweit. Nicht zuletzt bekam das Medelliner Festival unter seinem Direktor Fernando Rendon 2006 den Alternativen Friedensnobelpreis zugesprochen.

Die Schule für Dichtung pflegt seit den 1990ern einen engen Kontakt nach Medellin. So wurde 1996 mit Unterstützung der Wiener Lateinamerikas erste Schule für Dichtung, die "Escuela de Poesia de Medellin", gegründet. (APA)