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Die Betreuung von selbst nicht zu erreichenden Körperzonen ist quasi ein halber Heiratsantrag.

Foto: APA/Andreas Lander

+++Pro
Von Karl Fluch

Wenn's nicht gerade eine Eitrige mit Buckel im Badeanzug begehrt, sollte sich ein Gentleman nicht zieren, wenn er im Freibad um eine ölige Dienstleitung gebeten wird. Schließlich vertraut niemand ihre oder seine sonnenschutzbedürftige Rückseite jemandem an, den mann oder frau komplett abstoßend findet. Das heißt, schon das Ansuchen um Betreuung von selbst nicht zu erreichenden Körperzonen ist quasi ein halber Heiratsantrag.

Immerhin dient nackte Haut als Brücke. Erweist man sich bei solcher Auflage als schmierig genug, kann das der erste Schritt zur Vereinigung sein. Schließlich lernen sich die meisten Menschen im Öl kennen. Beim Fremdölen bietet sich zudem die Chance, die neue Bekanntschaft gleich einmal näher zu prüfen. Sind das echte Muskeln, oder ist es nur die heiße Luft aus dem Fitnessstudio? Trägt Madame Pizza am Rücken, oder ist die Haut so teigig? Das mag oberflächlich wirken, aber wir befinden uns ja erst im Anbahnungsstadium.

Noch gibt es ein Zurück. Bei der Kabinenparty ist es dann zu spät.

Kontra---
Von Roman David-Freihsl

Grundsätzlich sollte man ja nicht nach Äußerlichkeiten gehen, Gefälligkeiten nicht vom Aussehen oder gar sozialer Herkunft abhängig machen. Und zärtliche Berührungen am Rücken lösen Verspannungen oder lösen etwas anderes aus, sie lassen vergessen – Alltagsstress, Aggressionen oder auch Hemmungen. Eigentlich eine Marktlücke.

Rücken-Streicheln oder auch -Einölen sollte man in Fußgängerzonen oder Freibädern anbieten, wie in Japan die öffentlichen Kopfmassagen. Das beste Gegenmittel gegen die ewige Wiener Raunzerei. So etwas sollte man wirklich jedem vergönnen.

Ein bisserl öd ist die Prozedur aber, wenn man dem Einschmier-Wunsch im Bad nachkommt und dann die Schmierage nicht in zarte Haut, sondern ins Dickicht eines wildwüchsigen Rückens einmassiert. Und der Rest der Motorrad-Gang rundum das alles auch noch kommentiert.

Da ist schnell jedes Ansehen verspielt, und am Ende folgt unweigerlich der nächste Wunsch der Gang: "Jetzt hoist uns allen no a Bier, du woama Topfenneger." (Der Standard/rondo/22/06/2011)