"Das erste Rock-Orchester der Geschichte", wie der deutsche Musik-Express einst konstatierte, geht auf den Tenorsaxofonisten Emilio Castillo zurück. Der lebte 17 Jahre in Detroit, bis er 1967 an die Westküste nach Oakland zog. Dort gründete er zuerst The Motowns, die im Unterschied zum ursprünglich zehnköpfigen Tower Of Power nur ein kurzes Intermezzo bleiben sollten.

Mit den unvermeidlichen Umbesetzungen gehörten bis dato gut 60 Musiker zur Band, die in ihrer Anfangsphase mit dem Hautfarben-Mix der Mitglieder aufzufallen wusste. In den 1960ern war Rassismus in den USA weit verbreitet, die Black Panthers formierten sich als Selbstverteidigungsgruppe. Die Schattenseiten des amerikanischen Traumes aufzuzeigen war vor allem ein Anliegen schwarzen Psychedelic-Souls, als gemischtrassige Band mixten Castillo und Co-Gründer Stephen "The Funky Doc" Kupka (Baritonsaxofon) auch leichtere Töne in ihren Sound: Liebesballaden ohne Berührungsängste mit süßem Kitsch oder dem modischen Hippie-Chic - Letzterer brachte Tower Of Power einen Plattenvertrag bei Promoter Bill Graham ein.

Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre spielte niemand aus dem Popsektor derart komplexe und dennoch mitreißend groovende R-&-B-Nummern, die auch noch in Bigbandtradition swingten. Instrumentaler Monsterfunk und von schwarzen Leadvokalisten getragener Soul sind das Markenzeichen von Tower Of Power geblieben, ihre Hits wie What Is Hip? oder Still A Young Man wissen die Altmeister heutzutage durchaus selbstironisch zu choreografieren. Und für nostalgische Gemüter haben sie zuletzt The Great American Soulbook mit Coverversionen von James Brown über Otis Redding bis Stevie Wonder eingespielt. (dog / DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2011)