Wien - Der russische Ex-KGB-Offizier Mikhail Golovatov (Michail Golowatow) hat seinem österreichischen Anwalt zufolge nichts von dem litauischen Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen gewusst. "Ihm wurden nie entsprechende Unterlagen zugestellt", sagte Gabriel Lansky der Tageszeitung "Kurier" (Samstagsausgabe). "Der Haftbefehl war sehr schlecht gemacht". Golovatov war vergangenen Donnerstag in Wien festgenommen, aber schon tags darauf wieder freigelassen worden, wegen angeblichen Mängeln im von Vilnius ausgestellten Europäischen Haftbefehl.

"Golowatow wusste gar nicht, dass es einen von Litauen ausgestellten Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen gegen ihn gibt", betonte Lansky, der den Ex-KGB-Offizier im Auftrag der russischen Botschaft verteidigte.

Der jetzige russische Sportfunktionär reiste nach der Ausstellung des Haftbefehls im vergangenen Oktober mehrmals in den Schengen-Raum ein. Ein finnischer Außenamtssprecher erklärte die Nicht-Festnahme Golovatovs mit unterschiedlichen Schreibweisen in dessen Papieren und dem Schengen-System, in dem der Haftbefehl gespeichert ist. "Nicht erklären" kann sich unterdessen der tschechische Ministeriumssprecher Vit Kolar, dass Golovatov zwei Mal nach Tschechien reisen konnte. Problematisch sei aber nicht, "Golowatow nicht zu fassen, sondern ihn freizulassen", kritisierte Kolar im "Kurier"-Gespräch die österreichischen Behörden.

Golovatov war Kommandant der KGB-Sondereinheit Alpha, die im Jänner 1991 den Fernsehturm in Vilnius gewaltsam unter ihre Kontrolle bringen wollte. Bei den Auseinandersetzungen starben 14 Menschen. In den baltischen Staaten hat die Freilassung Golovatovs große Empörung ausgelöst, Österreich wird dort als Handlanger Russlands an den Pranger gestellt. (APA)