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"Go Franzi go" - "Du schaffst es, Martin!": Die Transparente der Fans am Straßenrand machen Mut und ein paar Gscheiterln geben ihre Tipps dazu

Foto: REUTERS/Robert Zolles

Wien - Der schick in Anzug gekleidete Mann steht in der Straßenbahn und schaut auf all die erwartungsvoll mit den Beinen wippenden Menschen im Laufhoserl samt Startnummer am Leiberl: "Alles läuft ... alles läuft", murmelt der Mann in der "Bim" immer wieder vor sich hin. Dann endlich bricht es laut aus ihm heraus: "Alles läuft - aber ich laufe nicht. Ich gehe in die Kirche!"

Die meisten anderen leger in Zivil gekleideten Fahrgäste pilgern zum Ring, um sich dort als Wegelagerer niederzulassen. Kaum sind die Begleitfahrzeuge vorbei, feuern sie an und machen mit beschrifteten Bierwerbung-Schildern Mut: "Du schaffst es, Martin!"

Eigentlich könnte man sich ja auch an einem schönen Sonnentag einfach an die Prater Hauptallee setzen - die Dichte der anzufeuernden Läufer wäre kaum geringer; der Spaßfaktor wäre allerdings sehr wohl ein minderer.

"Hopp, hopp, gemma!"

Da ist jener Mann am Ring mit weißem Käppi, auf das er einen rot-weiß-roten Wimpel sowie einen Gamsbart gesteckt hat. Mit zwei Flaschen in Händen steht er da und kann gar nicht mehr aufhören: "Hopp, hopp - Gemma! ... Hopp, hopp, hopp - Bravo! ... Super! ... Hopp, hopp, hopp! Gemma, Gemma!"

Es ist der Tag, an dem die Massen kreuz und quer durch die Stadt flappen. Nur bei den Labestationen wird das Flapp-Flapp-Flapp der Laufschuhe übertönt: vom Krachen der am Boden zerberstenden Plastikbecher. Und immer wieder G'scheiterln am Straßenrand, die applaudierend Tipps geben: "Oiso heit mit an Kapperl rennan is da größte Fehler."

Die "Orangen" lauern

In den Nebengassen der Stadt lauern bereits andere, die "Orangen": 150 Straßenkehrer, die mit 20 Kehrmaschinen und sieben "Waschmaschinen" gleich hinter den letzten Läufern nachhoserln, um vor den ersten Autos all das Werbematerial, die Trinkflaschen, die Becher, Bananenschalen und den sonstigen Mist wegzuräumen. Traditionellerweise bleiben an diesem Tag in Summe rund 450 Kubikmeter Müll auf der Straße - rund 40 Tonnen Dreck.

Dafür aber werden an diesem weitgehend autolosen Marathontag genauso traditionellerweise die besten Luftwerte in der Stadt gemessen. Und wie immer, wenn das große Chaos auf den Straßen prognostiziert wird, blieben die Stauungen weitgehend aus. Laut ARBÖ gab es "größtenteils freie Fahrt auf den Ausweichrouten rund um die Marathonstrecke".

Wenn die "Orangen" geputzt haben und die Autos wieder ungehindert brummen, sitzen schon längst die ersten "Blauen" am Heldenplatz, wo das Volksfest bereits am früheren Vormittag einen Höhepunkt erreichte. Heiß war es. Und die Allersportlichsten stellten schon gegen 10.30 Uhr das zweite Krügerl runter. Eine Band besang dazu "My aching, breaking heart." (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2003)