Wien - Auf Wiener Stadtplänen dominieren Namensgeber des "starken" Geschlechts Straßen-, Platz- und Parknamen. Frauennamen fehlen weitestgehend. Künstlerin Isabella Kresse pflanzte 23 Birken in nach Männern benannten Wiener Parkanlagen. "Um auch Frauennamen öffentlich sichtbar zu machen, bedarf es einer politischen Umstellung oder neu erschlossener Stadtgebiete", so Kresse.

Das Kunstprojekt Für Johanna lässt sich als Denkmal lesen. Die Künstlerin versucht aber auch, das kollektive Gedächtnis für altväterliche Strukturen zu sensibilisieren. Denn eine Umbenennung wäre mit zu hohem administrativem Aufwand verbunden. "Daher habe ich mir etwas Neues einfallen lassen", meint Kresse. Sie fügt mit den Birken ein natürliches Monument ins Stadtbild ein und strebt - wie die Vorkämpferin Johanna Dohnal - die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im öffentlichen Raum an.

Bäume und Emanzipation

In jedem Bezirk wählte die Künstlerin einen nach einem Mann benannten Park und pflanzte darin eine Birke. "Für Johanna Dohnal" steht auf Betonsockeln vor den Bäumen. "Die Frauenministerin engagierte sich in der Familien- und Frauenpolitik. Und zwar hartnäckig. So wie die Birke als widerstandsfähige Pionierpflanze so gut wie überall überlebt", sagt Kresse. Joseph Beuys prägte einst mit 7000 Eichen das Umweltbewusstsein der Bürger in Kassel. Kresse möchte mit Birken auf die mangelnde Repräsentation der Frau im Stadtbild aufmerksam machen.

Darum wählte die Künstlerin Parkanlagen als Sammelpunkte für Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedenster Kulturkreise. Mit dem Projekt für Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR) prägt sie aber auch die Geschichtsschreibung: Als soziale Skulptur markiert die Birke hier nicht nur die Präsenz einer herausragenden Persönlichkeit, sondern verankert auch deren Stellenwert in der Gesellschaft.

Auf die Frage, warum gerade Bäume gewählt wurden, entgegnet die Künstlerin "Eine Redewendung lautet: Ein Mann muss in seinem Leben einen Baum gepflanzt, einen Sohn gezeugt und ein Haus gebaut haben. Bäume pflanzen an sich ist bereits etwas Patriarchales."

Als männlicher Kraftakt versteht sich das Baumpflanzen auch als Aufbegehren, bei dem es darum geht, dass Frauen Männern ebenbürtig sind. Die Birken sind ein weiterer Baustein im Rahmen der Emanzipation. Bepflanzt werden Hermann-Gmeiner, Bruno-Kreisky- und Haydnpark. Schlussendlich wird in jedem Bezirk eine Birke für Johanna Dohnal stehen. (Kristina Kirova/DER STANDARD, Printausgabe, 3. 8. 2011)