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Zwergpferd "Einstein" wurde im vergangenen Jahr in New Hampshire geboren.

Foto: AP Photo/Jim Cole

Wien- Durchfall bei Fohlen muss nicht unbedingt ein Anlass zur Sorge: sein Die meisten neugeborenen Pferde sind davon betroffen. Dass diese Erkrankung oft zur normalen Entwicklung der neugeborenen Tiere gehört, konnten nun Forscher von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen zeigen. Das Auftreten der Symptome geht dabei mit einer grundlegenden Veränderung der Darmflora einher, teilte die Vetmed mit. Die Arbeit wurde in der Zeitschrift "Veterinary Microbiology" veröffentlicht.

Bei neugeborenen Pferden ist der Durchfall im Gegensatz zu Neugeborenen bei anderen Tierarten häufig nicht krankheitsbedingt. Die Befunde der Forscher um Christine Aurich und der Erstautorin Juliane Kuhl von der Vetmed legen nahe, dass die Darmflora der Fohlen in den ersten Lebenswochen eine grundlegende Veränderung erfährt - und dies scheint häufig mit Durchfall einherzugehen.

Untersuchung der Darmflora

Neugeborene Fohlen haben eine sehr geringe Konzentration von Antikörpern im Blut, daher funktioniert ihr Immunsystem zunächst noch nicht. Ihre Mütter versorgen die Neugeborenen jedoch in den ersten Stunden nach der Geburt über die Colostrum genannte Muttermilch mit speziellen Antikörpern, sogenannten Immunglobulinen. Doch ein direkter Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Durchfalls und der Versorgung der Fohlen mit Colostrum konnte nicht festgestellt werden.

Bakterien im Kot geben gute Hinweise darauf, wie sich die Darmflora der Tiere zusammensetzt. Bei den Mutterstuten fanden die Forscher kaum Änderungen in der Zusammensetzung der Bakterienflora im Kot, bei ihren Fohlen fanden sie jedoch laut Aussendung dramatische Veränderungen. Neugeborene Fohlen haben zunächst nur eine sehr geringe Anzahl an Bakterien in ihrem Kot. Während der ersten Tage ihres Lebens werden sie von Escherichia coli besiedelt. Im Vergleich dazu bleibt die Zahl von Enterococcus bis zum zehnten Lebenstag niedrig. Noch später sind Bakterienstämme wie Streptococcus und Staphylococcus nachweisbar, nämlich erst zwei bis vier Wochen nach der Geburt. Spätestens dann unterscheidet sich die Bakterienflora der Fohlen aber kaum mehr von der ihrer Mütter.

Die Veränderungen in der Darmflora der Fohlen gehen zeitlich eng mit dem Entstehen des Fohlendurchfalls einher. Ein direkter Zusammenhang müsse aber noch genauer nachgewiesen werden, sagte Kuhl laut Mitteilung. Ihre Arbeit liefere aber deutliche Hinweise darauf, dass der Fohlendurchfall zur normalen Entwicklung von Pferdefohlen gehören könnte. Damit wäre das Pferd die einzige domestizierte Tierart, bei der die meisten Jungtiere nicht-infektiösen Durchfall bekommen.

"Keine Langzeitfolgen"

Die Tiere können sich auch ohne Einsatz von Antibiotika, ohne Milchentzug oder Gabe von Futterzusatzstoffen schnell wieder erholen. So könnten Züchter dazu angehalten sein zu akzeptieren, dass viele ihrer Fohlen Durchfall bekommen werden - egal, ob sie dagegen behandelt werden oder nicht. "Nicht alle jungen Fohlen bekommen Durchfall, jedoch ihre große Mehrzahl - und die haben keine Langzeitfolgen zu befürchten", so Kuhl. Durch pathogene Keime hervorgerufene Durchfallerkrankungen bei Fohlen sind dagegen zwar selten, verlaufen dann aber oft dramatisch und müssen rasch behandelt werden. (APA/red)