Optimale Erste Hilfe: In den ersten zehn Minuten nach der Verbrennung handwarmes Wasser darüber rinnen lassen.

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Dann die Wunde mit einer keimfreien Wundauflage bedecken und auf professionelle Hilfe warten.

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"Wenn ich meine Kursteilnehmer frage: 'Was macht ihr, wenn ihr euch verbrennt?', sagen sie: 'Ich halte die Verbrennung unter das kalte Wasser'", erzählt Frido Schrott, Sanitäter und Lehrbeauftragter im Ausbildungszentrum des Wiener Roten Kreuzes.

"Wie lange schafft man es, eine verbrannte Stelle am eigenen Körper mit kaltem österreichischem Wasser zu kühlen? Etwa eine Minute, dann hält man es nicht länger aus. Warum nicht? Das Gehirn schickt Informationen zum Körper, den Finger zurückzuziehen. Tut man das nicht, riskiert man – ähnlich wie bei der Verbrennung selbst – einen Gewebeschaden", warnt der Rotkreuz-Lehrbeauftragte davor, einen verbrannten Körperteil unters kalte Wasser zu halten.

Von Sonnenbrand bis zu Verkohlung

Es gibt drei Grade bei Verbrennungen: Eine Verbrennung ersten Grades geht mit Rötung, Schwellung und Schmerz einher. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Sonnenbrand. Eine Verbrennung zweiten Grades verursacht Blasenbildung und große Schmerzen. Beim dritten Grad kommt es zu tiefgehenden Schädigungen, das Gewebe verschorft oder verkohlt.

Ab dem zweiten Grad können Verbrennungen durch den schnellen Flüssigkeitsverlust, je nach Größe des betroffenen Gebietes, gefährlich oder gar lebensbedrohlich sein. "Wann diese Gefahr droht, können wir selbst abschätzen, indem wir schauen, ob die verbrannte Fläche mehr als neun Handflächen des Betroffenen ausmacht. Aber schon bei Verbrennungen von der Größe einer Handfläche mit Blasenbildung sollte man den Arzt aufsuchen", erklärt der Rotkreuz-Sanitäter.

Was ist zu tun?

Was ist also zu tun, wenn wir den verbrannten Finger nicht unters kalte Wasser halten sollen? Schrott: "Korrekt ist die Erste Hilfe in Form einer Behandlung mit handwarmem Wasser in den ersten zehn Minuten nach der Verbrennung. Danach bedecken wir die Wunde mit einer keimfreien Wundauflage und warten auf professionelle Hilfe."

Ist die Verbrennung bereits vor zehn Minuten passiert, ist Kühlen übrigens nicht mehr sinnvoll. Sobald der Person kalt wird oder sie zu frösteln beginnt, bitte sofort damit aufhören, denn eine Unterkühlung des Körpers ist kontraproduktiv."

Das Hauptproblem bei Verbrennungen ist, dass der betroffenen Person im handwarmem Wasser relativ schnell kalt wird. Sobald man aber die Kühlung unterbricht, hält sie aber die Schmerzen kaum aus. Daher nicht länger als nötig Kühlen und währenddessen darauf achten, ob die Eigenwärme des Betroffenen erhalten bleibt."

Kein Mehl, kein Öl

"Auf eine Verbrennung gehören auf keinen Fall Hausmittel wie Mehl oder Öl!", warnt Frido Schrott. "Einen Sonnenbrand kann man zwar mit Topfen behandeln, aber man sollte eine Lage Stoff zwischen Topfen und Haut legen, sonst trocknet sie aus. Überhaupt rate ich auch bei kleineren Verbrennungen wegen der Narbenbildung einen Arzt aufzusuchen", schließt der Wiener Rotkreuz-Sanitäter seinen neunten Teil der Mythen der Lebensrettung. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 30.08.2011)