Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad sitzt zwei Jahre, nachdem er den Kampf um die Präsidentschaft für sich entschieden hat - wie auch immer er das gemacht hat -, ziemlich allein da. Die traditionalistischen Konservativen hat er ja schon lange vergrämt. Selbst die Revolutionsgarden, die unter seiner Amtsführung aufgeblüht sind, brauchen ihn nicht mehr als ihren Anwalt, weil sie nun wieder stark genug sind, ihre Interessen selbst zu vertreten. Und sein großer Protektor, Religionsführer Ali Khamenei, schützt ihn wohl nur noch deswegen, weil Ahmadi-Nejads frühzeitiger Abgang auch ihn beschädigen würde.

Ahmadi-Nejad ist ein Opfer seiner wahnhaften eigenen Persönlichkeit geworden. Er hat sich völlig überschätzt, als er im Frühjahr versuchte, die Nachrichtendienste in die Hand zu bekommen. Damals wollte er den Geheimdienstminister in die Wüste schicken, dieser wurde jedoch von Khamenei demonstrativ gehalten.

Am nachhaltigsten hat er sich jedoch mit dem Vater seiner Schwiegertochter, Esfandiar Rahim Mashaei, überhoben. Ihn wollte Ahmadi-Nejad für die Zeit nach seiner eigenen Präsidentschaft in Position bringen, ausgerechnet den "Iran first" -Ideologen, der einen spezifischen "iranischen Islam" sah. Schockierend für Irans Panislamisten in Khomeinis Tradition. Von der Hexenjagd gegen Mashaei blieb auch einiges an Ahmadi-Nejad hängen. Mitleid ist unangebracht, aber spannend wird, was nach ihm kommt. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2011)