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Die Angst vor einem tiefen Absturz am Montag konnte nur kurz beruhigt werden - gegen Mittag drehten die Indizes wieder in den roten Bereich. Auch die US-amerikanischen Futures lassen nur wenig Hoffnung auf positive Signale an der Wall Street aufkommen.

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Tokio/Frankfurt/New York – Trotz aller internationalen Bemühungen um eine Beruhigung der Finanzmärkte hat sich die Talfahrt der Börsen auch am Dienstag fortgesetzt (siehe aktuelle Meldung "Weitere Verluste an internationalen Börsen").

Die New Yorker Aktienbörse hat am Montag auf die Rating-Abstufung für die USA mit massiven Kurseinbrüche reagiert und tief im Minus geschlossen. Der Dow Jones Industrial Index sackte beachtliche 634,76 Punkte oder 5,55 Prozent auf 10.809,85 Einheiten ab. Der weltbekannteste Börsenindex rutschte damit tief unter die psychologisch wichtige 11.000-Punkte-Marke, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) am Freitagabend erstmals in der Geschichte der USA ihre Bestnote "AAA" für die US-Kreditwürdigkeit auf "AA+" zurückgenommen hatte.

Die Meldung, dass die EZB spanische und italienische Staatsanleihen gekauft hätten, sorgten an den europäischen Börsen nicht für Erholung, der befürchtete Ausverkauf ging weiter.

Die EZB hat nach Schätzung von Händlern am Montag für mehrere Milliarden Euro italienische und spanische Anleihen gekauft. Die Kauforders seien in Paketen zu 20 bis 25 Mio. Euro über sehr viele Händler platziert worden, hieß es. Es gab Schätzungen, wonach die Zentralbank bis zu 2 Mrd. Euro in die Hand genommen habe. Einige Marktteilnehmer gingen sogar von bis zu 5 Mrd. Euro aus. Das Eingreifen der EZB hatte zumindest am Anleihenmarkt positive Wirkung erzielt: Die Renditen auf italienische und spanische Staatsanleihen fielen am Montag deutlich. Auch die Finanzierungskosten für Portugal, Irland und Griechenland verringerten sich.

Herbe Kursverluste

Nach einem kurzen Abstecher auf positives Terrain am Vormittag drehten Europas wichtigste Indizes dennoch wieder deutlich ins Minus. Die Wiener Börse konnte sich gar nicht aus dem negativen Bereich herausbewegen und schloss mit über sechs Prozent im Minus. Der deutsche Leitindex Dax sackte um fünf Prozent ab und rutschte unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten. Als Enttäuschung werteten Börsianer die Aussage der deutschen Bundesregierung, dass der europäische Rettungsfonds EFSF nicht aufgestockt werden soll. Der Technologie-Index Nasdaq verlor zwischenzeitlich sogar über vier Prozent. Anleger suchten ihr Heil in den "sicheren Anlagehäfen" Schweizer Franken und Gold.

Rezessions-Angst drückt Asiens Börsen

Die Furcht vor einer Rezession in den USA und eine Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise steckt den Anlegern noch immer in den Knochen. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA sorgte für zusätzliche Verunsicherung. Auch die Zusage der sieben führenden Industrieländer (G-7), alles nötige für eine Stabilisierung der Märkte zu tun und gemeinsam gegen extreme Kursschwankungen vorzugehen, konnte die Abschläge nicht verhindern.

"Der Ausverkauf ist noch nicht vorbei", sagte Toshio Sumitani, Stratege von Tokai Tokio. Bereits vergangene Woche waren die Finanzmärkte ähnlich beunruhigt wie in den düsteren Tagen nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008. In Tokio schloss der Nikkei-Index 2,2 Prozent schwächer bei 9097 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab 2,3 Prozent ab auf 782 Zähler. In Hongkong fiel der Hang-Seng-Index 3,5 Prozent, der wichtigste Index in Shanghai verlor ebenfalls in dieser Größenordnung. Die Verschärfung der Schuldenkrise hat auch den Goldpreis auf ein Rekordhoch getrieben.

US-Herabstufung sorgt für Nervosität

Die Herabstufung der US-Bonität schürte zusätzlich die Nervosität am Markt. "Die Herabstufung der USA war zwar erwartet worden, aber der Zeitpunkt war überraschend", sagte Fondsmanager Robert da Silva von Principal Global Investors. In den nächsten zwei bis drei Tagen sei mit einem volatilen Handel zu rechnen, bis der Markt die Nachricht verarbeitet habe. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte den USA am Wochenende die Spitzenbonitätsnote entzogen und die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft um eine Stufe gesenkt. Auch deren Konkurrent Moody's schließt eine Herabstufung der US-Bonität nicht aus.

Trotz Schuldenkrise und schwacher Wirtschaftsentwicklung will US-Finanzminister Timothy Geithner weiter im Amt bleiben. Das teilte er nach Angaben einer Ministeriumssprecherin vom Sonntag Präsident Barack Obama mit. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Geithner sich zurückziehen könnte. (APA/Reuters/rom)