Kurz nach der Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-General sind am Dienstag erste Grußadressen seitens der Politik eingelangt. SP-Medienstaatssekretär Josef Ostermayer gratulierte dem bestätigten ORF-Chef ebenso wie SP-Klubobmann Josef Cap. ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch betonte, Wrabetz müsse "seine neue Amtszeit nutzen, um den ORF zu einem tragfähigen Unternehmen zu machen".

Ostermayer zeigte sich erfreut über die "breite Akzeptanz" der Vorstellungen und Konzepte des ORF-Generals im Stiftungsrat. Wrabetz' Aufgabe werde es nun "wie bisher auch" sein, den ORF "finanziell gesichert und journalistisch hochwertig zu führen". Das werde er "im Sinne des Publikums sicher hervorragend umsetzen", zeigte sich der Staatssekretär überzeugt und lobte unter anderem das "hochwertige Informations- und Unterhaltungsprogramm" des Öffentlich-Rechtlichen sowie das "verantwortungsvolle Finanzprogramm" unter der Ägide des ORF-Chefs.

Rauch: ORF zu tragfähigen Unternehmen machen

Weniger begeistert nahm sich die Stellungnahme des ÖVP-Generalsekretärs aus. "Die Mehrheit der Stiftungsräte hat nach eingehender Analyse und Diskussion für sich entschieden, Alexander Wrabetz noch eine Chance zu geben", schrieb Rauch in einem Statement. "Uns als ÖVP ist es stets darum gegangen, den ORF zu einem starken Unternehmen mit Zukunft zu machen - finanziell gut abgesichert und mit den nötigen Rahmenbedingungen, damit die gut qualifizierten Mitarbeiter ihren Job in Ruhe ausüben können." Nun müsse auch "Ruhe einkehren" im Unternehmen, für das im Übrigen der "Kurs der wirtschaftlichen Sanierung" fortgesetzt werden müsse.

Rauch betonte abschließend unter Verweis auf entsprechende Aussagen von Gerhard Zeiler, den die Volkspartei gerne als ORF-Kandidat gesehen hätte, dass es der ÖVP "nie um Posten geht oder gegangen ist". Ostermayer hielt wiederum fest, dass in absehbarer Zeit nicht mit einer Novelle des ORF-Gesetzes zu rechnen sei. Cap bekräftigte indes sein "Bekenntnis" zu einem "starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk" und meinte zudem, es gelte die "Arbeitsbedingungen der Belegschaft zur Absicherung der hohen Qualität der ORF-Berichterstattung zu verbessern". Hier sei auch die Politik gefordert.

Opposition weist auf anstehende Herausforderungen hin

BZÖ und Grüne haben die Wiederwahl von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Dienstag grundsätzlich positiv kommentiert. BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner gratulierte Wrabetz und wies auf die anstehenden Herausforderungen für den ORF hin. Ähnlich der Grüne Mediensprecher Dieter Brosz, der betonte, dass es nun für den ORF und Wrabetz gelte, der fortgesetzten, versuchten politischen Einflussnahme von Rot und Schwarz zu begegnen. Die FPÖ wollte den Ausgang der ORF-Wahl am Dienstagnachmittag zunächst nicht kommentieren.

"Zentralste Aufgabe" des Generaldirektors werde es laut BZÖ-Mediensprecher Petzner sein, "die wirtschaftliche Gesundung des ORF weiter voran zu treiben und die finanzielle Tragfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sicherzustellen - ohne Erhöhung der Gebühren und ohne Fortsetzung der Gebührenrefundierung". In Richtung FPÖ und ÖVP kritisierte der BZÖ-Mediensprecher, aus "niedrigen Postenschacher-Motiven" heraus das Unternehmen ORF und den Generaldirektor in den vergangenen Monaten "bewusst geschädigt zu haben".

Die Grünen halten Wrabetz "bei aller Kritik am ORF zu Gute, dass trotz aller Interventionsversuche die innenpolitische Berichterstattung durch die Redaktionen wesentlich unabhängiger erfolgt als unter der schwarzen Ära Lindner/Mück". Der ORF sei unter Wrabetz nun gefordert, "seine Energie vermehrt in Sendungsformate zu stecken, die einen öffentlich-rechtlichen Mehrwert erbringen und er muss sicherstellen, dass Journalisten im Informationsbereich gute, heißt unabhängige Arbeit machen können". Brosz sprach sich weiters für eine Reform der ORF-Gremien und einen "sich selbst erneuernden Stiftungsrat" aus, um den "parteipolitischen Einfluss so weit wie möglich zu reduzieren". (APA)