Scheuer Blick aufs Gegenüber: Isabelle Carré in der Komödie "Die anonymen Romantiker"

Foto: Polyfilm

Schokolade, so viel weiß man, ist Trost manch einsamer Seele. In Jean-Pierre Améris' romantischer Komödie Die anonymen Romantiker (Les emotifs anonymes) ist die süße Droge noch ein wenig mehr, nämlich Profession – und zugleich Wall, hinter dem sich die beiden höchst feinfühligen und entsprechend schüchternen Figuren des Films versteckt halten.

Angelique (Isabelle Carré) hat es bei der Herstellung von delikatem Konfekt zu erstaunlicher Perfektion gebracht. Da sie den Ruhm, den solches Talent bedeutet, nicht erträgt, versteckt sie sich in der Anonymität. Schokoladenfabrikant Jean-René (Benoît Poelvoorde) stellt sie an, ohne von ihren Fähigkeiten zu wissen. Und auf Rat seines Psychiaters führt er sie eines Abends aus: der Beginn einer zögerlichen Affäre, in der beide Seiten für ihr Begehren keine rechten Worte finden.

Die anonymen Romantiker ist einer dieser vom Willen zur Putzigkeit bestimmten Filme, für die Worte wie "bittersüß" erfunden wurden. Die Skurrilität rührender Außenseiter wird von Améris' Regie genüsslich ausgewalzt, dramatische Entwicklungen – der drohende Bankrott der Fabrik – werden nebenher miterzählt. Virtuos dagegen sind die beiden Schauspieler, die der Beklemmung durch starke Gefühle mit oft ganz minimalistischen Mitteln komisch Ausdruck verleihen.

Weiters starten Rupert Wyatts Prequel zur Affen-Saga, Planet der Affen: Prevolution, François Ozons Frauendrama Rückkehr ans Meer, Gordos – Die Gewichtigen, eine spanische Komödie um eine beleibte Familie sowie die Bestseller-Verfilmung Resturlaub. (kam/ DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2011)