Paris - Der Vorstandsvorsitzende der französischen Großbank Societe Generale (SocGen), Frederic Oudea, hat sich in ungewöhnlich scharfem Ton gegen Spekulationen verwahrt, das Institut sei in finanziellen Schwierigkeiten. Entsprechende Gerüchte seien "absoluter Müll", sagte Oudea in einem Interview des Senders CNBC. Heute ist der Kurs der Banktitel wieder stark gestiegen.

Auch Marktgerüchte, Frankreich könne seine Bestbewertung seiner Bonität verlieren, seien "außerordentlich merkwürdig", sagte der Bankchef. Zuvor hatte das Institut bereits die die Börsenaufsicht AMF um Hilfe bei der Klärung der Marktgerüchte angerufen. Auch Moody's und Fitch erklärten, dass sich der Ausblick für Frankreich nicht geändert habe.

Bankwerte steigen großteils kräftig

Nach den drastischen Kursstürzen vom Vortag haben sich die Aktienkurse der französischen Großbanken am Donnerstagvormittag erholt. Die Papiere der Societe Generale stiegen kurz nach Handelsstart um rund acht Prozent. Am Mittwoch hatten sie zeitweise mehr als 20 Prozent ihres Werts verloren und lagen zum Börsenschluss noch mit 14,7 Prozent im Minus.

Die Aktien der BNP Paribas legten am Donnerstagvormittag um rund zwei Prozent zu, die der Credit Agricole um acht Prozent. Beide Institute hatten am Vortag ebenfalls empfindliche Kursverluste von 10 beziehungsweise mehr als 13 Prozent (Credit Agricole) hinnehmen müssen.

Französische Finanzmarktaufsicht äußerte sich nicht

Als Ursache der Abstürze hatten Analysten unter anderem später dementierte Gerüchte über eine möglicherweise bevorstehende Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit sowie das starke Engagement der Pariser Großbanken in Griechenland genannt.

Die Societe Generale forderte daraufhin die Finanzmarktaufsicht AMF auf, den Ursprung von "vollkommen haltlosen Marktgerüchten" zu ermitteln. Die AMF wollte sich am Donnerstag zunächst nicht zu dieser Bitte äußern. "Wir beobachten in Zeiten von Turbulenzen ganz besonders, ob die Märkte ordnungsgemäß funktionieren", sagte eine Sprecherin der dpa. Dabei habe man natürlich auch die Bankwerte im Auge.

Bank bestand EU-Stresstest

Als möglichen Hintergrund der besonderen Anfälligkeit seines Instituts für die Gerüchte nannte Societe-Generale-Chef Frederic Oudea den vor zwei Jahren eingeleiteten Strategiewechsel mit tiefgreifende Veränderungen des Geschäftsmodells. Der Wandel werde aber mit der Zeit überzeugen, sagte er der französischen Tageszeitung "Le Figaro". Das Gerede über Probleme der Bank sei vollkommen unbegründet.

"Wir haben keinerlei besonderen Verlust erlitten und unsere derzeitige Performance ist zufriedenstellend", erklärte Oudea. Die harte Kernkapitalquote ("Core Tier 1") liege bei 9,3 Prozent. Beim jüngsten Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht kam die Societe Generale auf einen Wert von 6,6 Prozent und lag damit deutlich über der geforderten Quote von mindestens fünf Prozent.

Bereits am Mittwochabend hatte die Bank betont, dass der jüngst publizierte Gewinn von 1,6 Mrd. Euro im ersten Halbjahr solide sei und alle Belastungen durch den Rettungsplan für Griechenland berücksichtige. Die Risiken seien gemäß der Empfehlungen Institute of International Finance miteingerechnet, sagte Oudea. (APA)