Wie der Straßenverkehr in Jakarta funktioniert, ist für Europäer schwer verständlich.

Foto: Florian Bayer

Ein Tag in Jakarta reicht für den Anfang.

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"Hey Mister!", "Hello, my friend" – das sind die ersten Worte, die man hört – und zwar aus allen Richtungen -, wenn man den Flughafen von Jakarta verlässt. Und man hört sie mit Sicherheit nicht zum letzten Mal, denn hier in der Hauptstadt Indonesiens wollen einem alle etwas andrehen. "No, thank you", ich will keine Rolex (wenn sie echt wäre für umgerechnet zwei Euro, dann schon), "No, thanks", ich nehme kein Taxi. Alles was ich nach der 20stündigen, nicht unbedingt bequemen Anreise in der Economy-Class brauche ist Schlaf. Also nichts wie rein in den Flughafenbus und ab ins Zentrum. Obwohl es fast 8 Uhr am Abend und schon eine Stunde lang finster ist, herrscht immer noch höllischer Verkehr. Bodenmarkierungen, Geschwindigkeitsgrenzen, Ampeln? Gibt es entweder nicht, oder sie werden (weitestgehend) ignoriert. Dabei geht es auf dieser gut ausgebauten Mautstraße noch relativ harmlos zu.

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Wie sich gegen Ende der zähen, anderthalbstündigen Busfahrt herausstellt, ist der (Links-) Verkehr in der Innenstadt noch viel schlimmer. Unmengen von Mopeds tummeln sich neben "Tuk-Tuks" (stinkende, dreirädrige Autorikshas), Fahrradfahrern und hupenden Autos auf den bis zu siebenspurigen Straßen (in eine Richtung). Überholt wird immer und überall, natürlich ohne zu Blinken. Ein Wunder, dass hier nicht dauernd etwas passiert.

Sightseeing ohne Sights

Angekommen in der Jalar Jarksa, einer kleinen, sehr lebendigen Straße ganz im Zentrum, hab ich zum Glück gleich eine brauchbare Herberge gefunden. Die Gegend ist aufgrund der guten Lage und der vielen günstigen Hotels sehr beliebt bei Rucksackreisenden. Mein Zimmer ist sehr klein und spartanisch möbliert, aber immerhin sauber und klimatisiert. Und das für nur 130.000 Rupien pro Nacht, in etwa 10 Euro. Nur die Moskitos sind ein Problem: Ich habe schon unzählige erschlagen, trotzdem tummeln sich noch genug. Aber zum Glück ist Jakarta (anders, als der Rest Indonesiens) malariafrei, also halb so schlimm.

Halbwegs ausgeschlafen geht es am nächsten Tag ans Sightseeing. Allzu viel gibt's hier im 30-Millionen-Moloch aber leider nicht zu sehen: Von der, von den niederländischen Kolonialherren angelegten Altstadt im Norden, ist nicht mehr viel übrig, der Großteil wurde abgerissen um neuen Straßen und Häusern (eher Hütten) Platz zu machen, der Rest ist verfallen. Es zahlt sich trotzdem aus, einen Abstecher in die Gegend zu machen, denn hier sieht man ein authentisches Wohnviertel der Stadt, abseits von den chaotischen Straßen und riesigen Wolkenkratzern.

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In den winzigen Gassen spielen Kinder, Frauen kochen und in kleinen "Gärten" halten die Familien ihre Hühner. Wo man auch hinkommt, die Leute freuen sich, einen Besucher zu sehen und grüßen lächelnd. Greift man zur Kamera, kommen sofort die Kinder gelaufen und bitten um ein Foto. Allzu viele Ausländer dürften sich hierher nicht verirren – überhaupt sieht man sehr wenige Touristen in der Stadt.

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Zurück in die Innenstadt geht's mit dem schnellen und bequemen Zug, nicht mehr mit dem völlig überfüllten Bus. Ein richtiges Stadtzentrum gibt es nicht, am ehesten noch den riesigen, aber menschenleeren Merdeka-Platz mit einem 132 Meter hohen, hässlichen Monument, das der ehemalige Präsident Sukarno 1961 bauen ließ. Aufgrund der spitz zusammenlaufenden Form erhielt das Bauwerk laut Lonely Planet Reiseführer den treffenden Spitznamen "Sukarno's Final Erection".

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Ich wollte hinaufgehen um die (wahrscheinlich vom Smog stark eingeschränkte) Aussicht zu genießen, der Turm war aber am späten Nachmittag schon geschlossen. Den Aufstieg werde ich morgen dann nachholen, bevor es mit dem Zug weitergeht nach Osten. Von Jakarta habe ich genug gesehen, jetzt geht's in die schöneren Teile Indonesiens. Die Reise hat ja gerade erst begonnen.