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Jeder kann Anonymous-Aktivist werden

Foto: Arturo Rodriguez/AP

Sie haben die Seite von SPÖ, FPÖ und der GIS gehackt, Paypal angegriffen und drohen nun mit einer "Operation Facebook", die den Social Media-Giganten in die Knie zwingen soll. Doch wer ist dieses nebelhafte Kollektiv "Anonymous" eigentlich? "Anonymous ist keine klassische Gruppe mit einem Anführer, sondern eine Idee, bei der jeder mitmachen kann. Das macht das Ganze auch so schwer greifbar", sagte die Journalistin Sarah Kriesche, die in nächtelangen Recherchen in Chatrooms zumindest einen Teil der tragenden Personen ausfindig machen konnte.

"Projekt Chanology"

Erstmals in Erscheinung trat Anonymous 2008 mit der gegen die Religionsgemeinschaft Scientology gerichtete Aktion "Projekt Chanology". Wirklich aktiv wurden sie allerdings nach der Verhaftung von Wikileaks-Gründer Julian Assange. "Das hat viele extrem geärgert", sagte Kriesche. Es folgten Angriffe auf Visa und Mastercard, die Konten von Wikileaks gesperrt hatten. Inzwischen ist Anonymous kein reines Internetphänomen mehr: Bei Operationen wurden gleichzeitig mit Hackerangriffen auch Demonstrationen durchgeführt.

Das besondere an Anonymous ist, dass die Gruppe eigentlich gar keine Gruppe ist. "Jeder kann mit machen, es gibt keinen Anführer und es ist völlig anonym", sagte Kriesche. "Sie sind in etwa so wie Piraten, alle machen ihr eigenes Ding, aber alle segeln unter der Totenkopffahne und machen bei interessanten Aktionen gemeinsame Sache", beschrieb die Journalistin. Die gemeinsamen Ziele sind Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Datenschutz.

Sehr vorsichtig

An Aktivisten heranzukommen, ist inzwischen sehr schwierig geworden. Die einschlägigen Chats sind längst sowohl den Behörden als auch Journalisten bekannt, die versuchen, die "Mitglieder" von Anonymous zu enttarnen. "Sie sind sehr vorsichtig geworden", sagte Kriesche. Neuankömmlinge werden dementsprechend abweisend behandelt. Aufgrund der absoluten Anonymität sei es auch unmöglich zu sagen, wie viele Österreicher in dem Kollektiv aktiv sind.

Was es sehr wohl gibt, sind Sprachrohre auf Twitter, die die geplanten Aktionen ankündigen und beeinflussen - aber auch hier ist völlig unklar, wer sich hinter dem Account verbirgt. "Die Aktivisten bei Anonymous sind unter Tags ganz normale Schüler, Studenten und Berufstätige, die dann in der Nacht in den Chats unterwegs sind", sagte Kriesche.

Phänomen wird weiter wachsen

Die Journalistin glaubt, dass das Phänomen noch weiter wachsen wird: "Es ist eine moderne Protestform, man muss nicht mehr unbedingt auf die Straße gehen, um an einer Aktion teilzunehmen. Und sie haben bewiesen, dass wirklich etwas bewegen können". (APA)