Wien - Das ORF-Sommergespräch hat Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig Freitagabend die Gelegenheit geboten, ihre bekannten Positionen einem breiteren Fernsehpublikum näher zu bringen. So warb sie ein weiteres Mal für höhere Vermögenssteuern und eine demokratisch legitimierte gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik, betonte ihre Unterstützung für eine Integration der Töchter in die Bundeshymne und unterstrich, dass es in Sachen Frauenfußball für "blöde Sager" keinen Platz gebe. Was Rot-Grün in Wien angeht, bat sie, den Parteifreunden in der Bundeshauptstadt etwas Zeit zu geben.

Auf die Gebührenerhöhungen in Wien angesprochen meinte die Grünen-Chefin, dass diese die zuständigen (roten) Stadträte noch erklären müssten. Die saftige Anhebung beim Wasser findet sie in Ordnung, da es sich hier um natürliche Ressourcen handle. Gleichzeitig verwies Glawischnig darauf, dass ihre Partei in Wien auch etwas für die ärmeren Menschen tue, etwa die Erhöhung der Mindestsicherung für Kinder. Überdies werde es billigere öffentliche Verkehrsmittel geben und man kämpfe für eine höhere Vermögensbesteuerung, etwa durch die Etablierung einer Erbschaftssteuer. Immerhin gestand die Bundessprecherin ein, dass mit dem Umstieg von Opposition auf Regierungsfunktion ein gewisser Pragmatismus eingekehrt sei.

Wasserkraft und Cannabis

Zurückgewiesen wurde von der Bundessprecherin, dass die Grünen generell gegen Wasserkraft seien. Das müsse man sich von Standort zu Standort ansehen. Oberösterreichs Umweltlandesrat, ihr Parteifreund Rudi Anschober, habe etwa 64 Wasserkraftanlagen genehmigt. Bezüglich weicher Drogen rang sich Glawischnig nur dazu durch, "sehr deutlich" für eine Entkriminalisierung einzutreten, womit sie meint, nicht das Strafrecht bei Cannabis-Konsum anzuwenden.

Eine immer wieder einmal medial angedachte Dreier-Koalition auf Bundesebene unter Einbindung von Grünen und BZÖ lehnt Glawischnig unverändert ab. Sie schätzt zwar Bündnischef Josef Bucher, mit dem Rest der Orangen kann sie aber wenige Gemeinsamkeiten erkennen. FPÖ, FPK und BZÖ blieben letztlich ein Klüngel, der schon einmal gemeinsam in der Regierung gesessen sei und dabei einzig der Staatsanwaltschaft Arbeit hinterlassen habe.

Selbst ist Glawischnig unverändert motiviert, in Pension gehen werde sie bei den Grünen aber wohl nicht. Was sie persönlich politisch anstrebt, sagte die Parteichefin nicht, wohl aber, welchen Posten sie besser ausfüllen könnte als der derzeitige Amtsinhaber: nämlich den des Umweltministers, finde sie an Ressortchef Nikolaus Berlakovich (V) doch "wirklich kein einziges gutes Haar". (APA)