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Milliardenschweres Geschäft mit Sexarbeiterinnen: Der italienische Staat will nun auch mitschneiden.

Foto: REUTERS/ Paolo Cocco

Rom - Italien, das unter dem Druck der Schulden- und Finanzkrise in den nächsten zwei Jahren 45 Milliarden Euro eintreiben muss, sollte das Geld von Prostituierten nicht länger verschmähen, um seine leeren Kassen aufzufüllen: Diese Forderung stellten inzwischen mehrere Politiker in Italien, die sich unter anderem Österreich als Beispiel nehmen.

"Der Staat versucht, überall Geld einzutreiben. Warum sollten wir nicht auch die Prostituierten besteuern? Wenn man bedenkt, dass in mehreren europäischen Ländern, darunter Österreich und Deutschland, die Prostitution besteuert wird, begreife ich nicht, warum wir nicht dasselbe tun sollten", sagte der EU-Parlamentarier und Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega Nord, Matteo Salvini.

Eigene Viertel und medzinische Kontrollen

"Die Prostitution generiert einen milliardenschweren Umsatz, der in den Kassen der Kriminalität landet", meinte Salvini. Er forderte die Einrichtung von Rotlicht-Vierteln in den italienischen Städten, in denen das angeblich älteste Gewerbe der Welt geregelt sei. Die Frauen sollten zweimal pro Jahr medizinischen Kontrollen unterzogen werden. "Ich glaube, dass auch die Katholiken damit einverstanden sein könnten", meinte Salvini.

Kirche dagegen

Der Vorschlag des EU-Parlamentariers sorgte für Diskussionen. Der Bürgermeister der toskanischen Ortschaft Altopascio, Maurizio Marchetti, meinte, die Besteuerung der Prostituierten wäre der richtige Weg, um die von den Kürzungen staatlicher Gelder belasteten Gemeindekassen aufzufüllen. Katholische Verbände kritisierten dagegen den Vorschlag vehement. Die Prostitution dürfe auf keine Weise in Italien legalisiert werden.

Schätzungen zufolge gibt es in Italien bis zu 100.000 Prostituierte, ein Drittel davon aus dem Ausland. Mehr als die Hälfte davon arbeitet auf der Straße, rund ein Fünftel ist minderjährig.