Düsseldorf - Die Euro-Staaten wollen das zwischen Finnland und Griechenland ausgehandelte Sicherheitspfand für Finanzhilfen nach einem Bericht des "Handelsblatts" nicht genehmigen. "Das ist vom Tisch", habe der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in der Sitzung der Unionsfraktion gesagt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmerkreise.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Mittwoch erklärt, diese Absprache zwischen den beiden Ländern habe in der Euro-Gruppe keine Zustimmung gefunden. Deutschland werde generell keiner Lösung zustimmen können, die ein einziges Land gegenüber den anderen bevorteile. "Man wird jetzt innerhalb der Euro-Gruppe ... über andere Wege nachdenken müssen", hatte Seibert erklärt.

Österreich hatte seinen Anspruch auf Gleichbehandlung bereits angemeldet: Finanzministerin Maria Fekter hatte sich gegen einen Alleingang der Finnen beim Thema Sicherheiten ausgesprochen.

Angst vor Ausverkauf

Nun werde in der Eurozone darüber beraten, ob Griechenland die Kredite anderer Euro-Staaten mit unverkäuflichen Sachwerten absichern könne, etwa durch staatlichen Grundbesitz. Griechenland weigere sich allerdings bisher strikt, sich darauf einzulassen. Die Bevölkerung habe Angst vor dem Ausverkauf des Landes. Deshalb halte die griechische Regierung dies für politisch nicht durchsetzbar, erfuhr das "Handelsblatt" in Brüssel.

Auch griechische Staatsunternehmen kämen als Sicherheitspfand für Euro-Kredite nicht infrage, hieß es in Brüssel weiter. Die griechische Regierung benötige den Erlös aus der Privatisierung dieser Unternehmen, um seinen Schuldenberg abzubauen.

Die Goldreserven der Zentralbanken würden als Sicherheit für Euro-Kredite in der Eurozone überhaupt nicht in Betracht gezogen. "Darüber ist in der Gruppe der Eurofinanzminister nicht gesprochen worden", sagte ein EU-Diplomat der Zeitung.

Gesteht Griechenland Geberstaaten im Rahmen von Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm EFSF Sicherheiten zu, riskiert das Land laut "Handelsblatt" eine Klagewelle. Private Anleger könnten sich dann auf eine sogenannte "negative pledge clause" in griechischen Staatsanleihen berufen. Diese Klausel garantiere Anlegern, dass das Land das Ausfallrisiko anderer Gläubiger nicht mit Hilfe zusätzlicher Sicherheiten senken dürfe. Diese Klausel sei in griechischen Staatsanleihen im Umfang von 58 Mrd. Euro enthalten.

Alle Aspekte des beim Euro-Gipfel vom 21. Juli beschlossenen Pakets sollten bis Ende August geklärt sein, forderte der Sprecher von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn am Donnerstag in Brüssel. Eine formale Frist gebe es zwar nicht. Aber: "Es ist klar, dass eine Fortsetzung der Unsicherheiten nicht dabei hilft, alle Marktteilnehmer wieder zu beruhigen", sagte der Sprecher.

Griechische Anleihen auf neuem Rekordhoch

Die anhaltende Debatte um die Hinterlegung von Sicherheiten hat die griechischen Anleihen auf neue Rekordhöhen getrieben. Zweijährige griechische Papiere warfen mit bis zu 46,931 Prozent so viel ab wie noch nie seit Einführung des Euro (spätes Vortagesgeschäft: 44,107 Prozent). Auch die Versicherungen gegen den Ausfall griechischer Staatsanleihen (CDS) legten erneut zu. Um eine Summe von zehn Mio. Euro abzusichern, mussten nach Angaben des Datenanbieters Markit 2,3 Mio. Euro gezahlt werden - 162.000 Euro mehr als am Mittwoch. (Reuters/APA)