Florian Köchert (34), gelernter Goldschmied und Geschäftsführer im Familienunternehmen, mit im Haus gefertigten Sissi-Sternen: "Erwartungen an Familienmitglieder sind besonders hoch."

Foto: Köchert

Mit Kieselsteinen und Kerzenwachs modellierte Florian Köchert schon als kleiner Bub seine ersten Ringe. Erst bei seiner Ausbildung zum Goldschmied viele Jahre später lernte er, wie man mit Gold und Silber arbeitet.

Schmuck hat jedenfalls sein Leben bestimmt, seitdem er denken kann: "Mein Vater hat mich oft ins Geschäft mitgenommen. Wenn ich die funkelnden Edelsteine sah, war ich fasziniert", sagt der 34-Jährige. Daran hat sich bis heute nichts geändert, seine Leidenschaft ist ungebrochen.

Ansonsten wäre der Einstieg ins Unternehmen für Köchert gar nicht infrage gekommen. Sich für die Mitarbeit in der familieneigenen Firma zu entscheiden sei für ihn keine Selbstverständlichkeit gewesen: "Es ist leichter, in ein Unternehmen von extern einzusteigen. Als Familienmitglied wirst du doppelt geprüft, und die Erwartungen sind besonders hoch. Deshalb sollte man sich gut überlegen, ob das der Weg ist, der auch wirklich zu einem passt. Der Silberlöffel im Mund, mit dem man quasi geboren wird, kann schnell bitter schmecken." Dann nämlich, wenn man weder die Fähigkeiten noch die Begeisterung mitbringe, um sich im Unternehmen zu bewähren.

Damit es dazu gar nicht erst kommen kann, gibt es im Hause Köchert schon seit vielen Jahren strikte Firmenverträge. Sie sehen vor, dass kein Familienangehöriger ohne profunde Ausbildung Mitglied der Geschäftsleitung werden kann. Diese besteht derzeit aus Florian Köchert, seinem Bruder Christoph und Cousin Wolfgang. Beide, Bruder wie Cousin, sind 13 Jahre älter als er. Er gehöre schon mehr zur nächsten Generation, empfindet er selbst. Trotz des Altersunterschieds funktioniert die Zusammenarbeit gut: "Unter anderem auch deshalb, weil jeder seinen eigenen Aufgabenbereich hat."

Neues Standbein

Während die Verwandten sich hauptsächlich um das Geschäft in Wien kümmern, ist Florian Köchert vor fünf Jahren nach Salzburg übersiedelt und hat dort ein weiteres Standbein aufgebaut. "Wir hätten nicht expandieren können, wäre ich nicht hierher gegangen. Unser Business ist sehr personenbezogen." Florian wagt den Sprung ist kalte Wasser und merkt schnell, dass Salzburg seine eigenen Spielregeln hat. Es gibt hier schon viele alteingesessene Juweliere. "Heute konzentrieren wir uns auf das, was immer schon unsere Stärke war: tragbarer, von Hand gefertigter Damenschmuck. Im Atelier können Sie unserem Goldschmied bei der Arbeit zusehen. Wo gibt es denn das heute noch?" (Judith Hecht/DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.8.2011)