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Foto: AP/Allauddin Khan

Wer in Afghanistan als Frau zur Welt kommt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Schatten der Männerwelt leben. Frauen dürfen keinerlei Aktivität außerhalb ihres Hauses ohne Begleitung eines Mahram (naher männlicher Verwandter) ausüben. Sie sollen nicht mit männlichem Verkaufspersonal verhandeln und auch keine Schulen oder Universitäten besuchen.

Doch eine Gruppe afghanischer Frauen trotzt diesem Schicksal und setzt sich über sämtliche kulturelle Barrieren und Gebote hinweg. Geschickt verwandeln die Frauen ihre Näh- und Stickkenntnisse in ein florierendes Geschäft. Sie agierten ganz im Geheimen und überlebten so 30 Jahre lang Krieg und Unterdrückung. Nur so konnten ihre Familien überleben.

Erlaubnis der Männer Voraussetzung

Diese mutigen Frauen machten bei der US-Organisation Bpeace (Business Council of Peace) auf sich aufmerksam. Die Organisation lud die Frauen zu einem Workshop nach New York City ein. Dort sollten sie die Modeindustrie und die neuen Modetrends kennenlernen, damit sie im Heimatland in ihren Geschäften ihr neu erworbenes Wissen mit ihren traditionellen Kenntnissen verbinden können. Zunächst müssen sie sich aber die Erlaubnis ihrer Ehemänner, Väter, Schwiegerväter und Brüder einholen. Nicht alle bekommen diese Zustimmung und einige bleiben zu Hause.

Reise in die Neue Welt

Laurie Chock begleitete für ihre Dokumentation "Am seidenen Faden" diese Frauen auf ihrer Reise in die Neue Welt. Ihr Ziel ist es, so viel wie möglich zu sehen, in sich aufzusaugen, neue Kenntnisse zu erwerben, Lebensgewohnheiten zu beobachten, um in ihrer Heimat mit all diesem erworbenen Wissen etwas zum eigenen Wohle und zum Fortschritt der Gesellschaft beizutragen.

Die Dokumentaristin Chock stellt fünf Frauen in den Vordergrund, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das junge Allround-Talent Palwasha möchte gerne Designerin werden und genießt die vielen Anregungen, die sie in New York bekommt. Ihre Mutter hat sie sehr selbstbewusst erzogen, das Mädchen wird vor schwierige Entscheidungen gestellt.

Bakht Nazera ist eine richtige Macherin. Sie stammt aus sehr armen Verhältnissen, ist klug und geschäftstüchtig und hat von der Organisation CARE eine Starthilfe für eine Unternehmungsgründung bekommen.

Rahmina und Suraya sind schon ältere Damen und haben die Sowjetbesatzung und die Taliban hinter sich. Surayas Mann wurde ermordet und nur mit heimlicher Häkelarbeit konnte sie sich und ihre Kinder über Wasser halten. Es sind politisch gebildete Frauen, sie setzen sich für ein demokratisches Afghanistan ein und kandidieren bei den Parlamentswahlen.

Rangina flüchtete als Kind mit ihren Eltern aus Afghanistan nach Virginia. Die Sehnsucht nach ihrer Geburtsstadt Kandahar war so groß, dass sie nach ihrem Universitätsabschluss wieder zurückgekehrt ist. Ihre Mission ist, die weibliche Unterdrückung aufzubrechen.

TV-Tipp

Chocks Dokumentation wird im Rahmen des ORF-Magazins "kreuz und quer" am Dienstag um 23 Uhr gezeigt. (red)