Foto: Rottenberg

Landschaftlich und topografisch nicht uninteressant, aber "nicht ganz so häufig gebucht": Segwaytouren beim Bisamberg.

Foto: Rottenberg

Segwayfahrten auf der Donauinsel und in den Weinbergen: www.segfun.at

Foto: Rottenberg

Segways, heißt es, sind sicher. Deppensicher. Und das stimmt auch. Zumindest auf Asphalt. Denn auch wenn der Verstand sich anfangs weigert zu akzeptieren, dass ein Ding, bei dem man über der - einzigen - Querachse steht, nicht umfällt, wenn man sich nach vorne lehnt, gilt: Ein Segway kippt nicht um. Wirklich nicht. Normalerweise.

"Normalerweise", betont Andy Fock, heißt aber eben doch "nicht immer". Und "normalerweise" gilt daher nur für Asphalt. Also dort, wo neuneinhalb von zehn Leuten unterwegs waren, die behaupten, bereits Segwayerfahrung zu haben, wenn sie bei Fock eine Tour durch die Weinberge bei Hagenbrunn buchen. Bei der Einschulung am Parkplatz markieren sie den coolen Macker: Segwayfahren hat seine Tücken? Soll er nur reden, der Herr Guide!

Blöd ist da nur: Fock hat recht. Weil so ein Segway im Gelände, im Gatsch, mitunter anders reagiert als auf trockenem Gehsteigbeton. Fock weiß das - und weist darauf hin: "In Gatschlacken kann ein Rad durchdrehen. Am besten ist: vorbeifahren. Und immer beide Hände am Lenker lassen." Und sollte das Ding trotzdem arg schleudern, gelte wie beim Motorrad: loslassen. Weg vom Gerät.

Anfänger hören da zu. (Selbsternannte) Experten eher nicht: Keine Frage, wen es dann gleich bei der ersten Lacke ins Gatschloch zaubert. Mit Doppelaxel.

So ein Abstieg lehrt zwar Demut, mindert aber die Freude nicht: Wer je bei einer beliebigen City-Sightseeing-Tour den Spaß am Herumgurken mit den (neudeutsch) "Selbstbalancerollern" entdeckt hat, landet irgendwann bei Offroad-Fahrten wie jenen von Andy Focks Firma Segfun: Gemeinsam mit seinem Schwager erkannte der Alarmanlagenbauer vor zwei Jahren das Potenzial der 2001 von Dean Kamen in den USA vorgestellten Roller. Freilich nicht jenes, das Kamens Financier, Apple-Boss Steve Jobs, prophezeite ("die Revolution des innerstädtischen Verkehr"): Segways sind heute touristische Spaßmobile.

Fock kaufte ein Dutzend der rund 8000-Euro-Fahrzeuge - und ist ausgebucht: Messen und Incentives sind ein Standbein. Das andere: geführte Touren. Etwa über die (untere) Donauinsel. Oder rund um die Uno-City. Oder eben durch die Weinberge. Letzteres ist zwar landschaftlich und ausblickmäßig am interessantesten, "wird aber nicht ganz so häufig gebucht".

Dabei macht gerade das die Fahrt in der Bisamberggegend spannend: Schmale Pfade durch den Wald können im Frühsommer binnen Tagen fast zuwuchern. Nach Regen sind sonst sanfte Anstiege glitschige Rutsch-Tobel. Und ein windgeknickter Baum über dem Weg kann zur "echten" Offroaderei ins Unterholz zwingen: Nicht einmal annähernd gefährlich - aber die den Berg hinaufkeuchenden Mountainbiker zollen Respekt: "Wow, cool."

Ohne Guide, meint Fock, lasse er aber keinen Gast fahren. "Stell dir vor, jemand verfährt sich. Oder kommt im Gatsch wirklich nimmer weiter." Dass Mitbewerber - etwa im Wiener Prater - Segways auch ohne Guides vermieten, sei deren Sache: "Ich glaube, wir liegen richtig."

Ein touristischer Trend

Das sieht auch Ulrike Rauch-Keschmann so. Doch obwohl - oder ja gerade weil - die Liste der Segway-Anbieter in Österreich beständig länger werde, erklärt die Sprecherin der Österreich Werbung, habe die Dachorganisation der österreichischen Tourismuskommunikation keinen genauen Überblick über Art und Zahl der Roll-Möglichkeiten im Land. Man könne jedoch mittlerweile durchaus von einem Trend sprechen: "Insbesonders geführte Touren erfreuen sich immer größerer Beliebtheit."

Begonnen, so die Tourismussprecherin, habe das touristische Segwayfahren hierzulande schon vor etwa fünf Jahren - allerdings bloß als Nischenprogramm: Da Kinder nicht auf die Selbstfahrer durften, schieden Familien als Zielgruppe aus. Und das, obwohl Kinder am schnellsten - oder zumindest ohne das für Erwachsene so typische Zögern - auf und mit Segways abfahren.

Echte "Kindertouren" bietet Andy Fock keine an, erklärt er: Zwölf Jahre betrage bei ihm das Mindestalter. Doch Sorgen bereite ihm diese Klientel dennoch keine: "Kids haben das sofort raus. Überall - im Gegensatz zu vielen Erwachsenen." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Printausgabe/27.08.2011)