Stefan Hantel alias Shantel gastiert am Donnerstag im Wiener Wuk. Schon daran merkt man: Der Herbst kommt.

Foto: Goran Potokonjak/Essay Recordings

Am Donnerstag gastiert der Immer-wieder-Wiener im Wuk. Wo sonst?

Wien - Stefan Hantel ist wie das Christkind. Nur dass er nicht einmal im Jahr kommt, sondern drei-, viermal im Schnitt. Und er bringt nicht immer neue Geschenke, er kommt seit Jahren mit denselben Gaben - mehr oder weniger. Und diese kredenzt er immer im Wuk, das sich seinerseits dankbar erweist und meistens rammelvoll ist. Der Mensch auf und vor der Bühne, er ist ein Gewohnheitstier.

Stefan Hantel ist Shantel. Das ist jetzt vom Künstlernamen her kein wahnsinnig origineller Schmäh, aber da fragt heute niemand mehr. Shantel ist eine Marke, und spätestens mit seinem Bucovina Club sicherte sich der deutsche Musiker, Produzent und Labelbetreiber die Liebe des Wiener Publikums. Deshalb kommt er immer wieder. Da bricht der Brunnen noch vor dem Krug.

Am kommenden Donnerstag ist es wieder einmal so weit: Der kleine Mann aus Frankfurt, der Gitarren sammelt und darüber gerne ausufernd parliert, gastiert mit dem vielköpfigen Bucovina Club Orkestar im Wuk. "13 Years Of Anarchy and Romance" gilt es aktuell zu feiern. Eigentlich ist der Anlass aber egal, und tatsächlich ist es ein wenig die Wiederkehr des Immerselben.

Denn mit dem Bucovina Club etablierte sich der am Neujahrstag 1968 geborene Musiker an der Spitze des internationalen Balkan-Pop-Booms, der irgendwann rund ums letzte Millennium die europäischen und bald auch die Übersee-Clubs heimholte. Buchstäblich.

Denn die mannigfaltige Diaspora der Balkan-Völker reicht weit. Und Shantel, dessen Großeltern aus dem deutschen Teil Rumäniens stammten, umarmt sie großräumig und destilliert aus der Musik der geografisch also nur unspezifisch definierten Balkanregion einen mitreißenden Humptata-Sound, mit dem er völkerverbindend für feuchtfröhliche Ekstase sorgt. Das muss man ihm bei aller Routine anrechnen.

Früher einmal

Vor seiner Balkan-Erleuchtung veröffentlichte der im Gespräch präzise formulierende Musiker unter anderem auf dem Wiener Label Uptight. Dessen Betreiber, Werner Geier, ermutigte ihn überhaupt erst, mit der Musik weiterzumachen. Sein Sound von damals lässt sich auf der Uptight-Compilation This Side Up nachhören.

Zuletzt veröffentlichte er den mit Oz Almog verwirklichten Sampler Kosher Nostra. Eine CD mit Liedern, die als Soundtrack der jüdischen Mafia gelten. Dabei sind die Geschichten der Protagonisten dann aber doch spannender als die dazu gedachten Songs. Aber am Donnerstag wird Kosher Nostra kein Thema sein. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 30. August 2011)