Eine falsche Wetterprognose beim Wochenendausflug ist ärgerlich. Mehr Ärger bereiten allerdings falsche Voraussagen im Bereich der Qualifikationsentwicklung. In einem Arbeitsmarkt in dem sich Anforderungsprofile immer rascher ändern, Personen im Laufe ihres Arbeitslebens ihre Berufe vier- bis fünfmal wechseln (müssen), wachsen die Herausforderungen an Politik, Unternehmen und einzelne Arbeitskräfte mit einem zunehmend unvorhersehbaren Wandel proaktiv umzugehen, um nicht „im Regen zu stehen.“

Eine wichtige Unterstützung zur Bewältigung dieser Herausforderung ist eine europäische Vernetzung mit dem Ziel des Austausches über verschiedene Zugänge in den einzelnen Ländern. In diesem Sinne trafen sich am Donnerstag und Freitag vergangene Woche VertreterInnen aus 24 Ländern in Thessaloniki um sich über die Möglichkeiten und Grenzen der „Früherkennung von Qualifikationserfordernissen“ auszutauschen. Dies war bereits das zweite Treffen. Die erste Konferenz zu diesem Thema fand im Mai 2002 in Berlin statt.

Nach Thessaloniki eingeladen hatte das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) in Kooperation mit dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung. Letzteres lieferte einen wichtigen inhaltlichen Beitrag, da mittlerweile vielfältige Erfahrungen über eine im Jahr 2000 ins Leben gerufene Initiative „Früherkennung von Qualifikationserfordernissen im Netz“ (kurz FreQuenz) vorliegen. Ziel ist die Interaktivität in diesem Forschungsbereich durch die Zusammenführung unterschiedlicher deutscher Projekte. Gleichzeitig wird der Transfer der Ergebnisse über eine Internetplattform forciert.

Allgemeine Grundausbildung wichtig

Ein wichtiger Bestandteil dieser Ausrüstung ist nach Meinung der TeilnehmerInnen eine gute breit gefasste allgemeine Grundausbildung, auf der sich aufbauen lässt. Alle sollten das Bildungssystem mit gewissen Schlüsselqualifikationen verlassen und dazu gehört vor allem auch Lernfähigkeit bzw. die Lust am Lernen. Das allein reicht allerdings nicht aus. Es gilt darüber hinaus zukunftsorientiertes lebensbegleitendes Lernen zu forcieren, denn Fortbildung ist schneller anpassbar als Erstausbildung, flexible und durchlässige Aus- und Weiterbildungssysteme zu entwickeln und die Anrechnung von erworbenen Qualifikationen und Leistungen voranzutreiben.

Ein weiteres zentrales Element ist Dialog und Transfer, denn bessere Informationen über die Zukunft des Arbeitsmarktes führen nicht unbedingt zu besserer Praxis. Ergebnisse der Forschung müssen umgesetzt werden. Aus diesem Grund ist eine intensive Beteiligung von Politik, Sozialpartnern und Wirtschaft notwendig. Notwendig ist aber auch eine entsprechende Aufbereitung und Transparenz der Forschungsergebnisse. Arbeitsmarktinformationen sollten ein leicht zugängliches öffentliches Gut sein, damit letztlich auch die Individuen sich zurechtfinden und ihre zukünftigen Arbeitsmarktchancen erhöhen können. Das Internet kann hier gute Dienste leisten.