Student Stefan Andreutz: lieber Party als Politik.

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Weder die rote, die grüne, die orange, die schwarze noch die gelbe und nicht einmal die blaue Jugend hat, was Stefan Andreutz von sich behaupten kann: die Mehrheit hinter sich. Gerade einmal fünf Prozent der österreichischen Jugendlichen engagieren sich in den Vorfeldorganisationen der Parteien, der Rest - so wie Andreutz - nicht.

"Ich bin unpolitisch", sagt er offen über sich. Und damit ist er nicht allein: Auch die meisten seiner Freunde seien ähnlich eingestellt. Lediglich auf der Uni kenne er ein paar Leute, die sich für Politik interessieren. Stefan Andreutz studiert im fünften Semester Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg. Er ist ein fleißiger, ehrgeiziger Student und befindet sich noch in der Mindeststudienzeit. Seine Matura hat er mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden - als einer der Besten seiner Klasse.

Warum ihn das politische Geschehen so kalt lässt? "Ich halte andere Sachen wie Freizeit, Lernen und Sport zum Beispiel für wichtiger." Der einzige Verein, in dem sich Andreutz engagiert, ist der Fußballklub. Da kann er sich mit Leidenschaft beteiligen. Außerdem spielt er Golf und Tennis. Der 21-jährige Mann ist groß, athletisch gebaut und braungebrannt. Nach der Arbeit, seinem Sommerjob bei den Salzburger Festspielen, fahre er oft noch an den Fuschlsee zum Sonnen und Baden. Ansonsten nütze er seine Freizeit zum "Abschalten", Freundetreffen und natürlich "Partymachen". "Was man als junger Mensch halt so tut", fühlt sich Andreutz in der Gruppe gut aufgehoben.

Vermutlich spricht er auch vielen Altersgenossen aus der Seele, wenn er seine Ziele definiert: "Ich will meine Ausbildung erfolgreich abschließen und ein Leben auf die Beine stellen, in dem ich für mich und meine zukünftige Familie sorgen kann."

Er sehe nicht, welche Rolle die Politik in diesen Plänen spielen soll. "Was die machen, betrifft mich einfach nicht", sagt er. Das liege jedoch nicht an den politischen Persönlichkeiten, denn es sei ihm "hübsch wurscht", wer da gerade oben sitzt.

Mit seinen Freunden spreche er fast nie über Politik, nur mit seinen Eltern gebe es manchmal ein politisches "Tischgespräch", die Regel sei das jedoch auch nicht. Ab und zu lese er die Schlagzeilen im Politikteil, aber zumeist fühle er sich von den Themen nicht genug angesprochen, als dass er sich länger damit beschäftigen wolle.

Zur Wahl ist Stefan Andreutz bis jetzt aber immer gegangen. "Natürlich mache ich mein Kreuzerl trotzdem nicht nach Lust und Gaudi", sagt er. Direkt vor Wahlen mache er sich sehr wohl Gedanken und wäge ab. Die Entscheidung falle ihm danach nicht schwer: "Bisher habe ich immer dieselbe Partei gewählt."

Wie groß die Wahlbeteiligung junger Menschen bei den letzten Nationalratswahlen im Jahr 2008 war, wurde nicht erhoben. Aus Stichproben ist aber bekannt, dass 33 Prozent der Österreicher unter 30 Jahren die FPÖ gewählt haben, die damit unter den Jungwählern die stimmenstärkste Partei war. Ob Stefan Andreutz auch den Blauen oder doch den Roten, Schwarzen, Grünen oder gar den Orangen sein sicheres Kreuzerl gibt, bleibt sein Geheimnis. (Katharina Mittelstaedt, STANDARD-Printausgabe, 1.9.2011)