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Quelle: dapd/Graphik: Der Standard

Wien - Laut sind immer die anderen. Wer selbst im Urlaubsflieger oder in seinem Auto sitzt, hat wenig Probleme mit den Geräuschen, die die Verkehrsmittel von sich geben. Dieser Umgebungslärm ist es aber, dem die EU zu Leibe rücken will - mit unklarem Erfolg.

In der Richtlinie 2002/49/EG wird die Erstellung von "Lärmkarten" und "Aktionsplänen" verlangt. Österreich hinkte da weit hinterher: Die Kakofonie-Kataster wurden nicht, wie vorgeschrieben, bis zum 31. Mai 2007 online gestellt, sondern erst 2009.

Rudimentär

Noch dazu sind sie bisher rudimentär. Derzeit findet sich nur Wien lärmmäßig analysiert, bei den Flughäfen kann man nur Wien-Schwechat überprüfen. Im kommenden Jahr muss sich das ändern. Dann kommen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern dazu, alle internationalen Flughäfen und auch weniger befahrene Fernstraßen und Schienenstränge.

"Bis Mai 2012 werden die Lärmkarten erstellt", heißt es im Büro von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP). Bis 2013 würden dann auch die überarbeiteten sogenannten Aktionspläne gegen den Umgebungslärm veröffentlicht, wird versprochen.

Die wurden bereits im Jahr 2008 brav verfasst - bei den Umsetzungen hapert es aber teilweise. Beispiel Wien: Auf 44 Seiten werden Situation und geplante Lösungen geschildert. Neben U-Bahn-Ausbau gehören auch Park-and-ride-Anlagen dazu. "Bis 2010 soll das Angebot der Park-and-ride-Stellplätze auf 14.000 Stück erhöht werden", wird in dem Papier angekündigt. Stand Ende August 2011: 8486 derartige Stellplätze.

Andreas Baur, Sprecher von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), bestätigt diese Zahlen. Das Ziel sei aber aus verschiedenen Gründen nicht erreicht worden - Projekte seien beispielsweise verschoben worden, als sich die Öffi-Planung verändert hat. Konsequenzen hat das laut Umweltministerium nicht: Im Zuge der Evaluierung bis 2013 müssen Aktionspläne lediglich überarbeitet werden.

Kinderlärm kein Lärm mehr

Per Gesetz gibt es dagegen in Oberösterreich bald weniger Lärm: Kinderlärm nämlich. Landesrat Franz Hiesl (VP) kündigte am Mittwoch an, die Bauordnung im Land ob der Enns ändern zu wollen und klar festzuschreiben, dass Kinderlärm kein Lärm ist.

Bisher konnten Anrainer beim geplanten Bau von Kinderspielplätzen oder Kindergärten Einwände wegen einer von dort ausgehenden Lärmbelästigung erheben. Die Konsequenz: Die Behörde muss unter Umständen teure Lärmschutzeinrichtungen vorschreiben - oder das Projekt verhindern. Hiesl will nun, dass im Gesetz klargestellt wird, dass die Kinder keine "schädliche Umwelteinwirkung" darstellen. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 1.9.2011)