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Auftritt des des Tesla Orchestras am Mittwoch, 31.8., bei der Eröffnung des Ars Electronica Festivals

Foto: Rudolf Brandstaetter/dapd

Linz - Das breite Spektrum der Medienkunst spiegelt sich wider in den über 20 Projekten des Prix Ars Electronica, dessen Präsentation im Offenen Kulturhaus (OK) in Linz am Donnerstag eröffnet wurde. Die "CyberArts" ist heuer mit dem "Höhenrausch.2" verquickt, "thematisch in Museum und Labor gegliedert", so Kuratorin Genoveva Rückert bei der Presseführung mit OK-Leiter Martin Sturm und den Ars Electronica-Chefs Christine Schöpf und Gerfried Stocker.

"CyberArts" bespielt zwei Etagen des OK ("Museum") und zwei des danebenliegenden Parkdecks ("Labor"), das auch den Höhenrausch.2 beherbergt. Die Ausstellungen treffen einander in einer Lounge am Dach und beim Hybrid-Art-Projekt "Is there a horizon in the deep water?". Darin stellt die Gruppe HeHe das Desaster um die explodierte Ölplattform Deepwater Horizon nach - im gefluteten großen Saal des OK in der Installation "Dive 2" von Stefan Banz. Zu sehen am Freitag und Sonntag um 21.30, am Samstag um 23 Uhr.

Das kontroversielle Siegerprojekt der Hybrid Art "May the Horse Live in Me" der Franzosen "Art Oriente Objet" wird in einer Video-Dokumentation im Parkdeck dargestellt. Mittels einer Injektion von Blutplasma werden menschlicher und tierischer Organismus gekreuzt. Dahinter steckt jahrelange Forschung und das Ziel, Pferdeblut für den Menschen verträglich und medizinisch nutzbar zu machen.

Tierisch geht es auch bei Tuur Van Balens "Pigeon d'Or" zu. Der Belgier entwickelte mit einem Wissenschafter ein Bakterium, das Tauben eine biologische Fensterseife ausscheiden lässt. Heiße Diskussionen entfachte Helge Fischer mit seinem "Safe Cuddling", einem Anzug für Kleinkinder, der Alarm schlägt, wenn sie zu lange oder zu intim berührt werden. Als ironischer Kommentar gedacht, zeigt der Overall die Ambivalenz von Schutz und Sicherheit auf.

Poetisch wirkt die interaktive Lichtinstallation "Six-forty by Four-eighty" der Amerikaner Zigelbaum+Coelho. Als kleine Lichtkuben dargestellte Pixel reagieren auf Berührungen, wechseln ihre Farbe, indem sie den menschlichen Körper als Leitmedium benützen, und machen so Technik physisch erfahrbar.

Einen Klang-Spaziergang durch Linz unternimmt der Italiener Davide Tidoni mit "A Balloon for ...". Er zerplatzt Luftballons an verschiedenen Stellen in der Stadt, deren Umgebung sich im Schall widerspiegelt und erstaunliche Töne fabriziert. Tidoni bietet Freitag und Samstag um 1 Uhr und Samstag um 5 Uhr eine Führung an.

Rein analog ist der "Tunnel" von Rejane Cantoni und Leonardo Crescenti, eine Skulptur aus 92 Portalen, die ächzt, wackelt und schwingt, wenn jemand sie durchschreitet. Ebenso zur Interactive Art gehört "Face to Facebook" der Italiener Paolo Cirio und Alessandro Ludovico. Sie nahmen eine Million Profilbilder von der Plattform, filterten sie mit einem Gesichtserkennungsprogramm, teilten sie in Kategorien wie "mild", "funny", "easy going" und stellten sie auf eine Partnerbörse. Das Projekt erhielt großes Echo, wurde verklagt und vom Netz genommen.

Mit Informationen und Manipulation spielt auch das mit der Goldenen Nica für Interactive Art ausgezeichnete "Newstweek" von Julian Oliver und Dana Vasiliev. Sie verändern die Nachrichten, die Nutzer über WLAN beziehen durch ein Gerät, das wirkt, als ob es zu einem Internet-Hotspot gehört. (APA)