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Rudolf Sarközi ist ein höflicher Mensch. Wenn der Chef des Kulturvereins der österreichischen Roma und Vorsitzender des Volksgruppenbeirats zum Standard sagt, er lasse sich vom Bürgermeister der kleinen südburgenländischen Gemeinde Kemeten "nicht weiter frotzeln, ich bin ja nicht sein Rotzbub", so darf man von einem wohl gediehenen Grant ausgehen.

Der Grant des Rudolf Sarközi wurzelt im Jahr 2006. Damals verkündeten er, der Kemeter SP-Bürgermeister Johann Nussgraber und Emmerich Gärtner-Horvath vom Oberwarter Verein Roma-Service gemeinsam einen "Kompromissvorschlag".

Für die 200 in der Nazizeit vertriebenen und zu fast 100 Prozent ermordeten Kemeter Roma solle zwar keine eigene Gedenktafel aufgehängt, aber immerhin ein Teil der geplanten Ortsgeschichte-Skulptur reserviert werden. Auf dass, so Gärtner-Horvath, "unsere Leute einen Platz haben, wo sie Blumen und Kerzen hinstellen können".

Angeblich gibt es diese "Stahl-skulptur" schon. Allein: Aufgestellt ist sie jetzt, im Herbst 2011, da der Entstehung, des Werdens und auch der Verwerfungen des Burgenlandes gedacht wird, immer noch nicht. Und Rudolf Sarközi will sich auch "nicht weiter darum bemühen, es ist schade um die Luft, die ich beim Reden verbrauche".

Niemand in der so geschurigelten Volksgruppe - die erst so richtig in Österreich angekommen ist, nachdem Franz Fuchs 1995 vier Oberwarter in die Luft gesprengt hatte - glaubt mehr daran, dass in Kemeten ein Ort eingerichtet wird, wo gegebenenfalls Blumen und Kerzen hingestellt werden können.

Dem Standard verspricht der Bürgermeister, dass das Gedenk-Mal noch "irgendwann in diesem Herbst" aufgestellt wird. "Jedenfalls vor der Gemeinderatswahl im nächsten Jahr." Aber, das möchte er ausdrücklich festgehalten wissen: "Entscheiden tun wir selber, von außen lassen wir uns das nicht sagen." Entschieden hat freilich schon 2006 der Gemeinderat: Es werde aufgestellt!

Sarközi hat, wenn man das so sagen will, die Nase voll. Dass noch heuer aufgestellt wird, glaubt er nicht. Zu oft hat er die Versicherungen des Bürgermeisters schon gehört. Der Standard hat nichts zu glauben, nur zu berichten. So im April 2010: Der Gedenkort, so der Bürgermeister, werde nach der Landtagswahl hergerichtet. "Vor der Wahl ist es zu heikel." Die war am 30. Mai 2010. Stärkste Partei wurde die SPÖ.

Sarközi, der frühere rote Bezirksrat von Wien-Döbling, erzählt, dass er dem roten Kemeter Bürgermeister einmal in aller Höflichkeit gesagt habe: "Ich schäme mich dafür, dass du bei derselben Partei bist wie ich." (wei, STANDARD-Printausgabe, 5.9.2011)